Als „Treffpunkt des Lebens“ bezeichnen die Veranstalter des diesjährigen Tages der Organspende den Domplatz in Erfurt. Dort findet am Samstag, den 3. Juni 2017, die zentrale Veranstaltung zum bundesweiten Tag der Organspende statt. Unter dem Motto: „Richtig. Wichtig. Lebenswichtig.“ wird zu den Themen Organspende, Organspendeausweis und Transplantation informiert und beraten. Über 3.000 Menschen in Deutschland konnten im letzten Jahr mit der Transplantation eines Spenderorgans neue Lebenszeit und Lebensqualität geschenkt werden. Die Deutsche Leberstiftung macht anlässlich des Tages der Organspende auf die Bedeutung des lebenswichtigen Organs Leber aufmerksam, dessen Funktionen im Körper so vielfältig und komplex sind, dass sie nicht über einen längeren Zeitraum mit medizinischen Apparaten zu ersetzen sind.
Die Einstellung der deutschen Bevölkerung zum Thema Organspende ist überwiegend positiv. Dies belegen die Ergebnisse der jüngsten bundesweiten Repräsentativbefragung „Einstellung, Wissen und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zur Organ- und Gewebespende in Deutschland 2016“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Von den Befragten gaben 81 Prozent an, dass sie das Thema positiv sehen. Es haben allerdings nur 32 Prozent der deutschen Bevölkerung tatsächlich einen Organspendeausweis. Und es warten noch immer über 10.000 Menschen auf ein Spenderorgan.
Am Tag der Organspende steht neben dem Dank an die Organspender, die bereits durch ihre Entscheidung anderen Menschen mit einer Organspende geholfen und oft das Leben gerettet haben, der Aufruf zur Dokumentation der individuellen Entscheidung in einem Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung im Fokus. Die seit 2012 in Deutschland geltende „Entscheidungslösung“ besagt, dass jeder Mensch ab 16 Jahren sich mit dem Thema Organspende auseinandersetzen und eine selbstbestimmte Entscheidung treffen und diese dokumentieren sollte. Organspenden werden dringend benötigt: Auf den Wartelisten für ein Spenderorgan stehen über 10.000 Menschen – viele bereits seit mehreren Jahren. Jeden Tag sterben in Deutschland Menschen, denen eine Transplantation das Leben hätte retten können.
Um dieses Problem zu verdeutlichen, werden am Tag der Organspende in Erfurt Organempfängerinnen und Organempfänger mit großen „Lebensjahren-Plakaten“ auf die Domplatz-Bühne gehen, auf denen die individuelle Anzahl der geschenkten Lebensjahre steht. Einer der Teilnehmenden wird Egbert Trowe, stellvertretender Vorsitzender „Lebertransplantierte Deutschland e. V.“, sein, dem im Alter von 57 Jahren eine Spenderleber transplantiert wurde. „Ohne die Lebertransplantation im Jahre 2002 würde ich heute nicht mehr leben. Ich sehe diese 15 Jahre, die ich nun – übrigens sehr gut – mit der Spenderleber lebe, als ein sehr großes Geschenk. Und ich hoffe, dass zukünftig mehr Menschen ihre individuelle Entscheidung in einem Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung dokumentieren. Eine Entscheidung ist Richtig. Wichtig. Lebenswichtig“, sagt Trowe.
Bei Trowe war die Grunderkrankung eine zu spät diagnostizierte chronische Hepatitis B, die mit Medikamenten nicht therapierbar war. Eine Lebertransplantation ist notwendig, wenn der Patient unter einer lebensgefährlichen, nicht rückbildungsfähigen und fortschreitenden Lebererkrankung leidet. Beispielsweise Leberzirrhose, cholestatische Lebererkrankungen, genetische und metabolische Erkrankungen, akutes Leberversagen, bösartige Lebertumore oder andere schwere Lebererkrankungen. Im Jahr 2016 gab es in Deutschland 888 Lebertransplantationen, davon 50 nach einer Lebendspende. Im gleichen Jahr wurden 1.284 Patienten neu zur Lebertransplantation angemeldet. Der Bedarf an Organspendern für das zentrale Stoffwechselorgan Leber bleibt hoch.
Doch bei einer Lebererkrankung durch das Hepatitis C-Virus (HCV), die zu den häufigsten Ursachen für eine Lebertransplantation zählt, gibt es Hoffnung. „Mit den neuen Hepatitis C-Therapien können deutlich mehr Betroffene behandelt und etwa 95 Prozent der behandelten Patientinnen und Patienten geheilt werden“, erklärt Professor Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung. Und Professor Manns führt weiter aus: „Es ist zu hoffen und davon auszugehen, dass durch die neuen Medikamente in Zukunft die Notwendigkeit für Lebertransplantationen geringer wird. Voraussetzung für eine Behandlung ist selbstverständlich das Diagnostizieren der Erkrankung. Wichtig für Deutschland wäre es, Screening-Programme zu etablieren. Dazu gehört auch, das Bewusstsein bei Patienten und Ärzten für eine Überprüfung der Blut-Leberwerte zu schaffen. Und jeder erhöhte Leberwert muss hinsichtlich seiner Ursache abgeklärt werden.“
Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch Forschungsförderung und eigene wissenschaftliche Projekte zu verbessern. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für Ärzte und Apotheker in medizinischen Fragen. Diese Aufgaben erfüllt die Stiftung sehr erfolgreich. Weitere Informationen: www.deutsche-leberstiftung.de.
BUCHTIPP: „Das Leber-Buch“ der Deutschen Leberstiftung informiert umfassend und allgemeinverständlich über die Leber, Lebererkrankungen, ihre Diagnosen und Therapien – jetzt in dritter, aktualisierter und erweiterter Auflage! „Das Leber-Buch“ ist im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3-89993-899-9, € 16,99. Weitere Informationen: www.deutsche-leberstiftung.de/Leber-Buch.