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Da ist der Wurm drin! Bizarrer Fall einer Augenhöhlenschwellung

categories Augen, Gesundheit und Reisen, Mund-Kiefer-Gesicht   6. Juni 2016    

Gesichtsschwellungen im Bereich der Augenhöhlen kommen häufiger vor und können viele Ursachen haben. Ein ganz besonderer Fall beschäftigte die Fachärzte der Universitätsklinik für MKG-Chirurgie der Kliniken Essen- Mitte. Dort stellte sich ein 57-jähriger Patient als Notfall mit einer zwar schmerzlosen,  aber starken und zunehmenden Schwellung beider Augenhöhlen vor. Die Ursache war zunächst völlig unklar, die Ärzte standen vor einen Rätsel. Erst nach weiteren Untersuchungen und Gesprächen mit dem Patienten war der Übeltäter entlarvt: Eine Fliegenmade! 

Diese außergewöhnliche Patientengeschichte stellten die Essener Mediziner auf dem 66. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) vom 01. – 04. Juni in Hamburg vor.

Dem Mann wurde bereits ein Teil des linken Lungenflügels entfernt und er litt aufgrund eines Bronchial-karzinoms an CTX (cerebrotendinäse Xanthomatose), einer seltenen Stoffwechselerkrankung. Im akuten Fall zeigte sich in der Untersuchung eine weiche, schmerzlose, ödematöse Schwellung beider Augenhöhlenbereiche, wobei der linke Teil etwas mehr angeschwollen war. Alles andere war unauffällig: Die Augäpfel waren beide weich und nicht druckempfindlich, die Augen konnten normal bewegt werden und es gab keine Anzeigen von Sichtbeeinträchtigungen wie Doppeltsehen, die Pupillen zeigten eine normale Lichtreaktion. Die neurologische Untersuchung brachte ebenfalls keine weiteren Erkenntnisse.

Ursachenforschung: Auf der Suche nach dem „Übeltäter“
An der linken Kopfseite fiel den MKG-Chirurgen jedoch eine circa 2,5 Zentimeter große, gerötete und druckempfindliche Schwellung auf, die eine zentrale Öffnung aufwies, aus der trübes Sekret abfloss. Hierzu befragt, gab der Patient an, dass ihm seit etwa 4 Wochen diese größer werdende Schwellung mit zeitweilig stechendem Schmerz aufgefallen sei. Bei weiterer Befragung äußerte er, dass er ca. 4 Wochen vor Beginn dieser Schwellung beruflich in Peru gewesen sei. Das war der Schlüssel zur Lösung: Den Medizinern kam daraufhin der Verdacht auf eine von Parasiten ausgelöste Erkrankung mit begleitendem Ödem im Bereich der Augenhöhlen. Um dort oder an der Kopfseite einen metastatischen Prozess auszuschließen, wurde ein CT durchgeführt. Dabei zeigten sich keinerlei Knochenabbauten, jedoch an der linken Seite eine per Kontrastmittel darstellbare Weichteilschwellung, ausgelöst durch eine unter der Haut abgelegte tropische Made. Offensichtlich ein weniger schönes Mitbringsel aus Peru.

Schnelle Heilung nach Madenentfernung
In örtlicher Betäubung wurde an der Kopfseite die Öffnung vorsichtig erweitert, woraufhin sich die Made zeigte und vollständig entfernt wurde. Die tropenmedizinische Identifizierung lautete: Dasselfliegenmade. Nach einer Woche waren alle Schwellungen komplett zurückgegangen und im Bereich der „Madenbehausung“ kam es zur Ausheilung.

Fazit
Orbitale Schwellungen können viele Ursachen haben. Auslandsreisen und Zuzug aus Krisengebieten sollten bei der Ursachensuche mit bedacht werden.

Weitere Infos zur modernen MKG-Chirurgie: www.patienteninfo-mkg.de (Patienten-Portal) oder www.dgmkg.de (für Fachmediziner).

Herausgeber:
Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie (DGMKG)
Geschäftstelle:
Schoppastr. 4
65719 Hofheim
postmaster@mkg-chirurgie.de

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