18
Mai

Ab Frühsommer Zika-Virus in Europa denkbar, insgesamt jedoch geringes bis mäßiges Risiko

categories Allgemein, Gesundheit und Reisen, Immunsystem, Rund ums Kind, Viren, Zika-Virus   18. Mai 2016    

Ab Frühsommer besteht laut einer heute veröffentlichten neuen Risikoabschätzung des WHO-Regionalbüros für Europa ein geringes bis mäßiges Risiko für einen Zika-Ausbruch in der Europäischen Region. Das Risiko ist dort am größten, wo Aedes-Mücken natürlich vorkommen.
 
„Die von uns heute veröffentlichten Erkenntnisse besagen, dass in der Europäischen Region ein Risiko für die Ausbreitung des Zika-Virus besteht, dass dieses jedoch je nach Land unterschiedlich hoch ist,“ sagt hierzu die WHO-Regionaldirektorin für Europa Dr. Zsuzsanna Jakab. „Mit dieser Risikoabschätzung will die WHO Gegenmaßnahmen der Länder gezielt entsprechend der jeweiligen Risikolage beeinflussen. Wir appellieren insbesondere an die Länder mit erhöhtem Risiko, ihre nationalen Kapazitäten so auszuweiten und die Aktivitäten so zu priorisieren, dass ein größerer Zika-Ausbruch vermieden werden kann.“

Ergebnisse der Risikoabschätzung

Die WHO bewertete das Risiko eines Ausbruchs in Mitgliedstaaten der Europäischen Region sowie Liechtenstein auf der Grundlage zweier Faktoren: der Wahrscheinlichkeit einer Ausbreitung des Zika-Virus an sich und der vorhandenen nationalen Kapazitäten zu Vorsorge und schneller Eindämmung örtlich auftretender Übertragungen.
Wahrscheinlichkeit
Die Gefahr einer örtlichen Übertragung des Zika-Virus wird, sofern nicht Gegenmaßnahmen ergriffen werden, in 18 Ländern der Europäischen Region als mäßig und in einzelnen Gebieten (Madeira und Nordostküste des Schwarzen Meeres) als hoch bewertet. Konkret bedeutet das:

Kapazitäten
Die Ergebnisse einer Fragebogenuntersuchung in der Europäischen Region betreffend die Fähigkeit zu schneller Reaktion auf eine Ausbreitung des Zika-Virus zeigen, dass von 51 Mitgliedstaaten sowie Liechtenstein 41 (79%) über gute bzw. sehr gute einschlägige Kapazitäten verfügen, wenngleich in konkreten Bereichen erhebliche Unterschiede zu verzeichnen sind.
Risiken
Aus der kombinierten Betrachtung von Wahrscheinlichkeit und Fähigkeit zur schnellen Reaktion ergibt sich das geschätzte Risiko für einen Ausbruch des Zika-Virus. Das Ergebnis lautet, dass das Risiko für die gesamte Europäische Region der WHO in Frühsommer und Sommer gering bis mäßig ist.

Empfehlungen an die Länder der Europäischen Region

Für die Empfehlungen konzentrierte sich die WHO auf die Wahrscheinlichkeit eines Zika-Ausbruchs, nicht auf das mit ihm verbundene Risiko. Ländern, in denen eine hohe bis mäßige Wahrscheinlichkeit einer örtlichen Übertragung des Zika-Virus besteht, empfiehlt die WHO:

Alle anderen Länder sollten ihre Vektorbekämpfung gemäß der Wahrscheinlichkeit einer örtlichen Zika-Virus-Übertragung ausrichten, eingeschleppte Fälle frühzeitig aufdecken und Gesundheitshinweise für die Ein- und Ausreise in betroffene Länder anbieten, hierunter auch zur möglichen sexuellen Übertragung.

Die Reaktion der WHO

„Wir stehen bereit, die Länder der Europäischen Region im Falle eines Zika-Ausbruchs  vor Ort zu unterstützen,“ sagt Dr. Nedret Emiroglu, Direktorin der Abteilung für nichtübertragbare Krankheiten und Gesundheitssicherheit am Regionalbüro für Europa. „Unsere Unterstützung für die Länder der Region in ihren Vorbereitungen zur Abwehr von Gesundheitsrisiken wie Zika ist auch zentraler Aspekt der Reform der Notfallkapazitäten der WHO.“

Zur Bewältigung der Gefahr einer Ausbreitung des Zika-Virus in der Europäischen Region verstärkt die WHO ihren Einsatz durch:

Die WHO wird vom 22. bis 24. Juni 2016 in Portugal zu einer Konsultation für die Region einladen, um Schlussfolgerungen aus der Risikobewertung zu prüfen und Erfordernisse und Lücken in Bezug auf die Prävention und Bekämpfung der Zika-Viruskrankheit zu benennen.

Hinweise:

  1. Zur Abschätzung des sehr unterschiedlichen Risikos einer Ausbreitung des Zika-Virus wurde eine Methodik gewählt, die mehrere Aspekte berücksichtigt. Die WHO kombinierte dafür zwei wesentliche Faktoren zur Bestimmung des Risikos:
  1. Die Wahrscheinlichkeit einer Ausbreitung des Virus aufgrund des Vorhandenseins von Überträgermücken (Aedes aegypti bzw. Aedes albopictus) in dem Land sowie Faktoren wie ein für die Etablierung der Mücken günstiges Klima, frühere Übertragungen von Dengue oder Chikungunya, Schifffahrt und Flugverkehr, Bevölkerungsdichte und Verstädterung;
  2. Die Fähigkeit des Landes, eine Übertragung frühzeitig einzudämmen, beruht auf vier Faktoren: Vektorbekämpfung, klinische Überwachung, Laborkapazität und Risikokommunikation im Notfall.

Die Risikoabschätzung ist begrenzt gültig insofern, als einige Daten zur Verbreitung von Aedes-Mücken nicht vorliegen, Länder als eine Einheit (wegen fehlender Datentiefe nicht als Regionen) bewertet wurden und Gegenmaßnahmen der Länder nicht zu validieren sind.
2.       Die Europäische Region der WHO mit ihren 53 Mitgliedstaaten und rund 900 Millionen Menschen umfasst ein Gebiet, das sich vom Nordpolarmeer im Norden bis zum Mittelmeer im Süden und vom Atlantischen Ozean im Westen bis zum Pazifischen Ozean im Osten erstreckt.
3.       Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf der Website des WHO-Regionalbüros für Europa:
·                Zika-Virus. Fachbericht. Zwischenbewertung der Risiken für die Europäische Region der WHO (Kopenhagen: WHO-Regionalbüro für Europa, 2016 https://euro.sharefile.com/d-s3c6e0876512436da)
·                Häufig gestellte Fragen https://euro.sharefile.com/d-s3c6e0876512436da
·                Überträger des Zika-Virus und Ausbreitungsrisiko in der Europäischen Region der WHO (http://www.euro.who.int/en/health-topics/emergencies/zika-virus/news/news/2016/03/zika-virus-vectors-and-risk-of-spread-in-the-who-european-region);
·                Zika-Virus (http://www.euro.who.int/en/health-topics/emergencies/zika-virus); and
·                Mitgliedstaaten der Europäischen Region der WHO (http://www.euro.who.int/en/countries).
4.       Weitere Informationen zum Zika-Virus und möglichen Komplikationen sind auf der Website des WHO-Hauptbüros verfügbar. (http://www.who.int/emergencies/zika-virus/en).

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