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MRT-Kontrastmittel kann im Gehirn zurückbleiben: Nuklearmediziner empfehlen alternative Untersuchungen fürs HerzGefäße, Herz, Medizintechnologie, MRT, Neurologie 4. Februar 2016 |
Das Metall Gadolinium, ein Bestandteil von Kontrastmitteln für die bildgebende Diagnostik im Rahmen einer Magnetresonanztomographie (MRT), kann sich nach der Untersuchung im Gehirn ablagern. Bislang ist unklar, ob die Ablagerungen zu gesundheitlichen Schäden führen. Der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN) rät jedoch, die Kontrastmittel vorerst nur bei unvermeidbaren Untersuchungen einzusetzen. Das Herz etwa lasse sich auch mit einer Myokardszintigraphie oder Ultraschall untersuchen, so der Verband. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat eine Prüfung zu Gadolinium eingeleitet.
Ein Kontrastmittel spritzt der Arzt dem Patienten vor der MRT in die Vene, damit es sich im Körper verteilt und im Bild die Organstrukturen und -funktionen besser sichtbar macht. Gesunde Nieren scheiden das Mittel nach kurzer Zeit aus. Gadolinium ist magnetisch und deshalb als Kontrastverstärker besonders geeignet – und es ist giftig. Deshalb wird es für seinen Einsatz chemisch an eine Trägersubstanz gebunden. Doch aus dieser kann es sich lösen, wie Untersuchungen zeigen. „Wenn Gadolinium bei Patienten mit Nierenschwäche länger im Körper bleibt, kann es sich in Haut und Organen ablagern und eine schwere Bindegewebserkrankung auslösen, die Nephrogene Systemische Fibrose“, sagt Professor Dr. med. Detlef Moka, Vorstandsvorsitzender des BDN. Die Kontrastmittel dürfen deshalb bei Patienten mit erheblich eingeschränkter Nierenfunktion nicht mehr eingesetzt werden.
Kürzlich wurde in der medizinischen Literatur nun auch über Ablagerungen von Gadolinium im Gehirn von Patienten berichtet. Aktuell prüft die US-Arzneibehörde Berichte, in denen das Metall noch Jahre nach den Untersuchungen in verschiedenen Hirnstrukturen gefunden wurde. „Betroffen waren Patienten mit vier oder mehr Kontrast-MRT“, sagt Moka. „Das Risiko steigt offenbar mit der Anzahl der Untersuchungen.“ Mehrfachuntersuchungen, die wegen des fehlenden Strahlenrisikos bei der MRT bislang als unbedenklich eingestuft werden, sollten Patienten daher nach Möglichkeit vermeiden.
Vorerst verzichtbar ist nach Einschätzung des BDN zudem das Herz-MRT. Mit der Untersuchung lassen sich Durchblutungsstörungen aufzeigen oder nach einem Herzinfarkt feststellen, durch welche Teile des Herzmuskels kein Blut mehr fließt, darüber hinaus können Ärzte die Pumpleistung des Herzens prüfen. „Für all diese Aspekte steht uns mit der Myokardszintigraphie eine alternative Untersuchungsmethode zur Verfügung, die ebenso zuverlässig wie sicher ist“, erläutert Moka. Um die Pumpfunktion des Herzmuskels zu prüfen, kommt wahlweise auch Ultraschall in Frage. Ein solches „Herzecho“ ist ebenfalls risikolos.
Bei der Myokardszintigraphie spritzt der Arzt dem Patienten einen schwach radioaktiven „Tracer“ in die Vene, der sich kurzzeitig in den gesunden Abschnitten des Herzmuskels anreichert. Die Strahlung wird mit einer Gammakamera aufgefangen und gibt Auskunft über geschädigte Anteile. Obwohl in begrenztem Umfang Radioaktivität entsteht, ist die Technik für die Patienten ungefährlich. „Die Myokardszintigraphie kam in den vergangenen Jahrzehnten viele Millionen Mal bei der Diagnostik der koronaren Herzerkrankung zum Einsatz“, sagt Moka. „Es wurde bisher kein einziger Fall gefunden, bei dem ein Patient durch die radioaktive Substanz Nebenwirkungen erlitten hat oder Spätfolgen aufgetreten sind.“
Bislang ist zwar unklar, ob Ablagerungen von Gadolinium zu gesundheitlichen Schäden führen. Es gebe deshalb derzeit keine Einschränkungen in der Verwendung von Gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln, so Moka. „Bis neue Ergebnisse vorliegen, sind wir Ärzte jedoch aufgerufen, vor jeder Untersuchung noch gewissenhafter als bisher zu prüfen, ob die Verwendung eines Kontrastmittels mit Gadolinium erforderlich ist“.
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