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„Rote Karte dem Schlaganfall“ – Im Notfall richtig und nachhaltig handeln

categories Allgemein, Augen, Bewegungsapparat, Diabetes, Ernährung, Frauen, Gefäße, Gesundheit und Reisen, Herz, Hypertonie, Kardiologie, Koronarsystem, Männer, Multiple Sklerose, Neurologie, Prävention, Rauchen, Rund ums Kind, Schlaf, Schwangerschaft   6. Oktober 2015    

Rettungsassistent fragt den Teilnehmer was ihm fehlt@Andrea Stein

Wüssten Sie wie Sie reagieren müssen wenn ein Mensch einfach umfällt – ich habe es nicht gewusst damals. Bei einer Pressekonferenz fiel hinter mir plötzlich ein Teilnehmer von seinem Stuhl. Im ersten Moment war ich sehr erschrocken! Wie handeln – was hat er – Kreislaufprobleme oder Herzinfarkt. An einen Schlaganfall hatte ich nicht gedacht. Der Teilnehmer war ansprechbar, er sprach undeutlich und unverständlich.

Wussten Sie, dass knapp 270.000 Menschen einen Schlaganfall in Deutschland erleiden? Bereits beim ersten Auftreten der ersten Symptome entscheidet jede Sekunde. Die Zeit ist ein wesentlicher Faktur inder Akutbehandlung. so Professor Dr. med. Joachim Röther, Asklepios Klinikum Altona Hamburg.

Schlaganfall – Die ersten Minuten sind entscheidend
Foto:Andrea Stein

Auch heute noch ist Aufklärung über den Schlaganfall ein wichtiger Punkt in der täglichen Routine. Die Kampagne Rote Karte dem Schlaganfall  klärt auf. Bayer HealthCare Deutschland hat diese Kampagne initiiert und mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe und der Deutschen Sporthochschule Köln zwei wichtige Kampagnenpartner im Boot.

Bereits beim Auftreten der ersten Symptome muss unverzüglich die 112 gewählt und der Rettungswagen gerufen werden. Nur durch schnelles Handeln kann bei einem Schlaganfall das Risiko für bleibende Schäden im Gehirn gesenkt werden.

Der Großteil aller Schlaganfälle wird durch Gefäßverschlüsse hirnversorgender Blutgefäße verursacht. Zugrunde liegt hier meist ein Blutgerinnsel, das die betreffende Ader verstopft. In den ersten maximal 4,5 Stunden nach Eintreten der Symptome ist es möglich, das Gerinnsel medikamentös aufzulösen. So werden die betroffenen Hirnareale schnellstmöglich wieder mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.

Prof. Dr. Joachim Röther beschrieb im Rahmen der Pressekonferenz die typischen Symptome:

Ein entscheidender Faktor ist die Zeit

“Nervenzellen, die einmal abgestorben sind, kann man nicht mehr wiederbeleben. Deshalb entscheidet die Zeit. Je früher die Behandlung einsetzt, desto mehr Hirngewebe kann gerettet werden”, so Tobias Gruber, Akademie für Notfallmedizin Hamburg, im Rahmen der Pressekonferenz(*).

 

Was können Ersthelfer/Sanitäter tun?
Foto: Andrea Stein

Was können Helfer/Ersthelfer/Notfallsanitäter/Rettungssanitäter-und Assistenten für einen Schlaganfall -Patienten tun?

“Die Akademie für Notfallmedizin engagiert sich deshalb für eine kompetente Ausbildung von Ersthelfern, Notfallsanitätern, Rettungssanitätern und -assistenten. Durch eine gezielte Ausbildung sollen auch zum Beispiel Verwandte als erste Helfer vor Ort mehr Verantwortung übernehmen können”, ergänzte Prof. Dr. Klaus Runggaldier, Akademie für Notfallmedizin Hamburg.

FAST-Test gehört zur Grundausbildung

Der Verdacht auf Schlaganfall kann innerhalb von wenigen Sekunden durch den FAST-Test gemutmaßt werden. “Dieser Test gehört zur Grundausbildung für das Rettungspersonal, er kann jedoch auch von Ersthelfern, also von Angehörigen oder Passanten durchgeführt werden”, so Gruber.

FAST steht dabei für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit).

Dass dieser Test funktioniert, konnte anlässlich der Pressekonferenz(*) deutlich gemacht werden: Während der Vorträge fiel plötzlich ein Mann vom Stuhl. Er hatte Sprachprobleme und der linke Mundwinkel hing nach unten. Der Ersthelfer stellte sofort die entscheidenden Fragen des FAST-Tests. Er wählte unverzüglich die 112, gab bereits am Telefon seinen Verdacht bekannt und beruhigte bis zum Eintreffen der Rettungssanitäter den Patienten. Der Schlaganfall war inszeniert, aber es wurde sehr deutlich, wie wichtig es ist, schnell und gezielt zu handeln.

 

Rote Karte dem Schlaganfall
Foto:Andrea Stein

Prävention, Akutbehandlung und Nachsorge

Nur wer weiß, dass und wie Schlaganfällen vorgebeugt werden kann, kann aktiv Vorsorge betreiben. “Rund 60 Prozent der Schlaganfälle könnten durch rechtzeitige Prävention verhindert werden”, so Röther. Er stellte folgende sieben Regeln zur Verhinderung eines Schlaganfalls vor:

Dabei sei es wichtig zu wissen, dass sich die Risikofaktoren potenzieren. Kommen beispielsweise mehrere Faktoren wie Bluthochdruck und Rauchen zusammen, steigt das Erkrankungsrisiko für Schlaganfall auf das 20-fache. Wer sich dessen bewusst ist, kann gegensteuern. Hört der Raucher z.B. mit dem Rauchen auf, besitzt er nach etwa drei Jahren kein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall mehr. Der erhöhte Blutdruck muss dagegen ärztlich behandelt werden. Häufig kann aber durch Anstreben von Normalgewicht und durch körperliche Bewegung der Blutdruck auf natürliche Art zumindest teilweise gesenkt werden.

Moderne Therapiemöglichkeiten

Selbst mit modernen Therapieverfahren ist ein frühzeitiger Behandlungszeitpunkt eine entscheidende Voraussetzung, um möglichst viel Hirngewebe zu erhalten. Seit Kurzem besteht die Möglichkeit der Kombination aus Lyse- und Katheterbehandlung, die aber nicht immer anwendbar ist. Sie wird beispielsweise in Betracht gezogen, wenn ein großes Hirngefäß verstopft ist. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Therapie im sechs-Stunden-Zeitfenster beginnt.
Bei den Nachsorgestandards gewinnen die neuen oralen Antikoagulantien (NOAKs) zur Gerinnungshemmung an Bedeutung. Diese sind unter anderem indiziert bei Vorhofflimmern zur Vorbeugung eines Schlaganfalls.

Vorhofflimmern – Risikofaktoren
Foto: Andrea Stein

Vorhofflimmern – hohes Risiko für Schlaganfall

“Patienten mit Vorhofflimmern haben ein bis zu sieben-fach erhöhtes Schlaganfallrisiko”, so Dr. Thomas Schramm, niedergelassener Facharzt für Kardiologie und Sportmedizin anlässlich der Jahrespressekonferenz von “Rote Karte dem Schlaganfall”(*). Deshalb sei bei Vorhofflimmern die Antikoagulation eine wichtige Basistherapie. Vorteile, die sich bei der Behandlung mit den NOAKs wie Faktor-Xa-Hemmern ergeben, seien eine verlässliche Blutverdünnung, eine bis zu 70 Prozent geringere Hirnblutungsrate, eine teilweise geringere Schlaganfallrate und Mortalität, geringere Medikamenteninteraktionen und der Wegfall der Spiegelkontrollen. Andererseits sei der bewährte Wirkstoff Phenprocoumon bei Patienten mit Kunststoffprothesen (künstliche Herzklappen) Mittel der Wahl.

Informationen zum Schlaganfall: kompakt und gut verständlich

Die Aufklärungskampagne “Rote Karte dem Schlaganfall” bietet umfangreiches Informationsmaterial von der Prävention über die Akutbehandlung bis hin zur Nachsorge. Kostenfrei unter:

Zum Thema Schlaganfall ist auch ein EBook erschienen.

Und was habe ich daraus gelernt – in der Zwischenzeit habe ich einen neuen Rot-Kreuz-Kurs absolviert, bei dem wir unter anderem auch das Thema Schlaganfall und wie ich am besten helfen kann durchgespielt haben. Egal was man vermutet, auch wenn der Patient ansprechbar ist – die Notfallnummer 112 wählen und den Fall schildern.

Fazit: Lieber einmal mehr den Arzt zu Hilfe holen – jede Minute zählt bei Schlaganfall!

Quelle: Hamburg im März 2015 Pressekonferenz zum Thema:Rote Karte dem Schlaganfall, Text: Andrea Stein, Fotos: Andrea Stein

 

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