19
Jun

Neue Verfahren bei Kieferfehlstellungen: Noch gewebeschonender und mit besserem Ergebnis

categories Allgemein, Chirurgie, Frauen, Krebs, Männer, Mund-Kiefer-Gesicht, Rund ums Kind, Schmerzen, Tumore, Zähne, ZNS   19. Juni 2015    

Bei Kieferfehlstellungen (Dysgnathien) sind zur chirurgischen Korrektur Ostetomien¹ die Methode der Wahl. Doch welches Verfahren der Knochendurchtrennung führt zum besseren Ergebnis? Welche Vorteile bietet die neue Ultraschallchirurgie wirklich? Eine neue Studie, die erstmals im Rahmen des 65. Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) vom 10. – 13. Juni 2015 in Stuttgart vorgestellt wurde, gibt Aufschluss.

Bei der Durchtrennung des Unterkiefers gilt selbst unter erfahrenen MKG-Chirurgen die Verletzung des Nervs (N. Alveolaris inferior²) als gefürchtete Komplikation. Die damit einhergehenden Gefühlsstörungen und Missempfindungen können die Lebensqualität von Betroffenen erheblich beeinträchtigen.

Ziel der Göttinger Studie³ war es, mit einem speziellen Verfahren (quantitative sensory testing- assay, kurz QST) das Ausmaß der Sensibilitätsstörungen zu erfassen. Überdies wollten die MKG-Chirurgen nachweisen, ob ein anderes, minimalinvasives Osteotomie-Verfahren, die Ultraschallchirurgie (Piezo-Osteotom), schonender für die Nervenstrukturen ist als das Standardverfahren (mit Mikrostichsäge). Das wurde über ein Jahr analysiert. Generell gilt die Ultraschallchirurgie als sehr präzise und wesentlich schonender, da sie eine gezielte Präparation des Knochens bei gleichzeitiger Schonung der zu schützenden Weichgewebe erlaubt. Deshalb wird das Risiko, anatomische Strukturen wie Nerven zu verletzen, als deutlich gemindert angesehen – eine korrekte Anwendung vorausgesetzt. Das sollte die Studie beweisen.

Studie belegt Vorteile der Ultraschallchirurgie
Bei 37 Studienteilnehmern wurden jeweils beide Verfahren an unterschiedlichen Stellen angewendet (split-mouth-design). Vor und nach dem Eingriff dokumentierten die MKG-Chirurgen die sensorischen Daten. Eine mögliche funktionelle Einschränkung wurde durch Untersuchung der Mundöffnungsbewegung (Mediotrusion, Laterotrusion, Protrusion, Deviation und Luxation) geprüft. Überdies erfassten die Fachärzte die OP-Zeiten für beide Verfahren.

Die Ergebnisse:
Beim erfahrenen Operateur verlängerte sich die Operationszeit bei der Ultraschallchirurgie um einige Minuten. Doch bei der Messung der Sensibilitätsstörungen war die Piezo-Chirurgie klar im Vorteil: In der QST-Analyse konnte ein quantitativ geringeres sensorisches Defizit gezeigt werden. Insbesondere die Untersuchungspunkte „Wärmeschwelle“ und „Vibrationsdetektion“ zeigten für die Piezo-Chirurgie ein besseres Ergebnis. „Durch Verwendung der Piezo-Chirurgie kann das sensomotorische Defizit reduziert werden. Der zeitliche Mehraufwand ist vernachlässigbar“, so die Schlussfolgerung des Göttinger MKGChiurgenteams.

Quellen:
1 OP-Verfahren, bei dem Knochen gezielt durchtrennt und neu aufgebaut wird, um Fehlstellungen zu korrigieren
2 Nerv der Unterkieferzahnfächer
3 Dr. Norman Moser, Dr. Philipp Brockmeyer, PD Dr. Dr. Rudolf Gruber, Prof. Dr. Dr. Henning Schliephake: Universitätsmedizin
Göttingen; PD Dr. Wolfram Hahn, Dr. Stefan Fenge: private Praxis

Weitere Informationen zur modernen MKG-Chirurgie: www.patienteninfo-mkg.de
Herausgeber:
Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und
Gesichtschirurgie (DGMKG)
Geschäftstelle:
Schoppastr. 4
65719 Hofheim
postmaster@mkg-chirurgie.de

Kommentare

Die Kommentarfunktion für diesen Beitrag wurde deaktiviert.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies und dem Einsatz von Google Analytics zu. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen