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App-Kompass Diabetes: Funktionen, Sicherheit und Nutzerbasis von Diabetes-Apps

categories Allgemein, Diabetes   14. Januar 2015    


Für die mehr als 7 Millionen Diabetiker in Deutschland gewinnen Gesundheits-Apps als smarte Helfer zur besseren Alltagsbewältigung immer weiter an Bedeutung. Jeder Zweite verfügt heute bereits über ein Smartphone (1) und hat damit Zugang zu weltweit ca. 100.000 Gesundheits-Apps, jeder fünfte Verbraucher gibt an, Gesundheits-Apps bereits zu nutzen (2). Die Initiative Präventionspartner hat das Angebot deutschsprachiger, kostenloser Diabetes-Apps im Oktober 2014 analysiert und dabei die Qualität der gesundheitsbezogenen Informationen sowie Art und Umfang der Unterstützungsfunktionen untersucht. Wie werden Diabetes-Apps von ihren Nutzern bewertet und wie groß ist mittlerweile die Nutzerbasis?

Hier die Ergebnisse:
• Die Zahl der Diabetes-Apps ist innerhalb von einem Jahr um 60 Prozent angestiegen (+60%).
• Fast alle Diabetes-Apps sind sog. Multifunktions-Apps, sie bieten durchschnittlich drei Unterstützungsfunktionen, z. B. Informationssuche, Erinnerungshilfe, Datenaustausch zwischen Arzt und Patienten etc. Die große Mehrzahl (88%) bietet über Tagebuchfunktionen die Möglichkeit, z. B. Blutzuckerwerte zu dokumentieren.
• Noch vor einem Jahr hat nur jede fünfte App auch über Diabetes aufgeklärt z. B. mit Informationen zum Krankheitsbild bzw. dessen Prävention, heute macht dies knapp jede zweite Diabetes-App (46%).
• Neben dem Indikationsfokus Diabetes bieten die Apps auch Unterstützungsfunktionen an, um lebensstilbeeinflussende Parameter wie Ernährung (83%) oder Bewegung (54%) und diabetes-assoziierte Risikofaktoren wie Blutdruck (42%) besser steuern zu können.
• Die Kombination der drei wichtigen Hilfefunktionen aus 1. Sensibilisierung und Aufklärung 2. Unterstützung bei Lebensstilveränderungen, z. B. durch Dokumentation und Visualisierung von Messwerten und Risikofaktoren, sowie 3. der Verstärkung von gesundheitsförderlichem Verhalten durch individuelles Feedback oder Erinnerungsfunktionen bieten derzeit nur wenige Diabetes-Apps (n = 3).
• Angaben, mit denen Verbraucher die medizinische Richtigkeit und Aktualität einschätzen oder potentielle Interessenkonflikte aufdecken können, liefern App-Anbieter in der Regel nicht. Informationen zu Quellen und Autoren gesundheitsbezogener Aussagen sind immer noch die Ausnahme (4%), auch explizite Angaben zur Finanzierung der kostenlosen Diabetes-App, die zum großen Teil ohne Werbeeinblendungen auskommen (79 %), fehlen häufig. Nutzer können daher die Unabhängigkeit der Informationen kaum beurteilen.
• Auch das Thema Datenschutz bleibt ein Stiefkind der App-Anbieter: Nur 4 % bieten eine auf die App bezogene Datenschutzerklärung, die innerhalb der App jederzeit für den Nutzer erreichbar bleibt. Doch selbst wenn keine gesundheitsbezogenen Gesundheitsdaten erfasst werden, ist es wichtig, dass der Anbieter einer kostenlosen App offenlegt, wie er mit den Nutzerdaten umgeht. Wenn diese Daten die Währung sind, mit der der Anwender die vermeintlich kostenlose Diabetes-App bezahlt, sollte dieser das wissen.
• Ein Impressum, zu dem nicht nur jeder Website-Betreiber, sondern auch jeder App-Anbieter verpflichtet ist, findet sich erstaunlicherweise nur in jeder vierten App (25%). Viele Anbieter ignorieren offensichtlich, dass der Link auf ein Impressum oder eine Datenschutzerklärung einer assoziierten Unternehmenswebsite nicht rechtskonform ist. Apps bieten erweiterte Möglichkeiten, Daten auszuspähen, dem muss der Anbieter durch eine explizit auf die App bezogene Datenschutzerklärung gerecht werden.
• Die Nutzerbasis der untersuchten Diabetes-Apps ist groß: Die 22 Apps verzeichnen in der Summe mind. 880.000 bzw. max. 2,3 Millionen Downloads, wobei 80 Prozent dieser Downloads auf insgesamt 6 Apps zurückgehen (ca. 1,9 Mio./ 83,2% der Downloads).

Fazit: Das Angebot an Unterstützungshilfen für Diabetes-Patienten in den App-Stores wächst. Anbieter zeigen immer noch wenig Sensibilität für das Bedürfnis der Verbraucher nach Sicherheit, Qualität und Transparenz gesundheitsbezogener Informationen in health-Apps. Offensichtlich verkennen sie die Chance, sich beim Verbraucher positiv abzugrenzen mit Gesundheits-Apps, die Qualitätsstandards berücksichtigen (z. B. HealthonApp Ehrenkodex) und denen Verbraucher bzw. Patienten vertrauen können.

Quellen:
Diabetes-Screening 10/2014. Initiative Präventionspartner. Zum Download der Detailübersicht aller 24 getesteten Diabetes-Apps und zur Methodik des App-Screenings www.healthon.de

(1) BITKOM, Juni 2014
(2) Umfrage IKK Classic, August 2014

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