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Die richtige Therapie für jede einzelne Patientin finden

categories Allgemein, Frauen, Krebs, Tumore   3. November 2014    

Dr. Oleg Gluz, Oberarzt am Brustzentrum Niederrhein und wissenschaftlicher Koordinator der Westdeutschen Studiengruppe, wurde erneut von der Amerikanischen Krebsgesellschaft für Forschungen zur individualisierten Therapieentscheidung bei Patientinnen mit Brustkrebs ausgezeichnet.

 

Immer wieder schauen die Krebsforscher der ganzen Welt auf Mönchengladbach. Die Studien der Westdeutschen Studiengruppe (WSG), die ihren Sitz am Evangelischen Krankenhaus Bethesda in Mönchengladbach hat, ernten weltweites Interesse und zum zweiten Mal in Folge wurde der dortige Oberarzt, Dr. Oleg Gluz, anlässlich der 50. Jahrestagung der Amerikanischen Krebsgesellschaft (ASCO) mit dem begehrten Merit Award für Arbeiten mit herausragender wissenschaftlicher Bedeutung ausgezeichnet.

Kein Wunder, denn dem Team um Prof. Dr. Ulrike Nitz, Chefärztin der Senologie und des Brustzentrums Niederrhein am Evangelischen Krankenhaus Bethesda Mönchengladbach, gelingt es, die Therapien gegen Tumoren der Brust immer individueller auf die betroffene Patientin zuzuschneiden. „Wir vermuten, dass man in absehbarer Zukunft in 60 bis 70 Prozent der Fälle bei hormonsensiblem Brustkrebs auf eine Chemotherapie verzichten kann“, sagt sie. Ein Lichtblick, denn die Chemotherapie ist ein echter Therapiehammer und muss bislang vorbeugend meist ein halbes Jahr lang verabreicht werden. Haarausfall ist dabei eine der harmloseren Nebenwirkungen. Übelkeit, Müdigkeit, Fieber, Immunschwäche, Verlust der Fruchtbarkeit, Durchfälle, Entzündungen und Gedächtnisschwächen beeinträchtigen die Patientinnen in manchen Fällen so stark, dass sie erwerbsunfähig werden. „Dennoch ist die Chemo ist ein großer Gewinn für bestimmte Patientinnen und wir lernen in den letzten Jahren, sie immer gezielter einzusetzen“, so Prof. Nitz.

Im Jahr 2013 wurde der 33-jährige Dr. Gluz schon einmal mit dem ASCO-Preis für die Forschungen der WSG zum hormonsensiblen Brustkrebs ausgezeichnet, der 80 Prozent aller auftretenden Fälle ausmacht. Mithilfe eines zusätzlich zu den Standardtests durchgeführten genetischen Fingerabdrucks des Tumors konnte bei 20 Prozent mehr Patientinnen eine Niedrigrisikosituation identifiziert werden. „Jetzt kann man die Therapien besser auf die jeweilige Patientin abstimmen“, fasst Dr. Gluz das Ergebnis zusammen. „Bei vielen Patientinnen des Brustzentrums Niederrhein konnte auf eine vorbeugende Chemo verzichtet werden.“

Einen unverzichtbaren Vorteil bringt die Chemotherapie bei Patientinnen, die von einem hochaggressiven Tumor mit dem Brustkrebsgen BRCA1 befallen sind. Diese Frauen entscheiden sich heute häufig dafür, sich die Brüste abnehmen lassen, um so ihr Erkrankungsrisiko zu senken. „Nach dem Presseecho auf Angelina Jolies Entscheidung im vergangenen Jahr, haben wir auch in Mönchengladbach viele dieser Operationen durchgeführt“, so Prof. Nitz. Die amerikanische Schauspielerin ist erblich vorbelastet. Ihre Mutter starb früh an Brustkrebs. Angelina Jolie hat mit der Operation ihr Erkrankungsrisiko von 87 auf fünf Prozent gesenkt. „Frauen mit einem Karzinom, welches das BRCA1-Gen enthält, sprechen sehr gut auf eine höher dosierte Chemotherapie an, die kürzer verabreicht werden kann“, sagt Dr. Gluz über das Ergebnis seiner Forschungsarbeit, für die er in diesem Jahr ausgezeichnet wurde. „Dann ist die Wirkung optimal und die Nebenwirkungen stehen in einem guten Verhältnis zum Nutzen.“ Er erhielt den Preis gemeinsam mit Philip Schouten vom Nationalen Krebsinstitut der Niederlande in Amsterdam, mit dem die WSG die Studie durchführte.

Die Ergebnisse beider Arbeiten sind auch in das Design der bundesweit durchgeführten ADAPT-Studie eingeflossen, welche die wissenschaftlichen Köpfe der WSG konzipiert haben und an der bereits mehr als 2.000 Patientinnen teilnehmen. Von der Studie erwarten die Experten einen weiteren Meilenstein bei den Bemühungen um eine individualisierte Medizin mit personalisierten Therapien. „Wir kommen unserem Ziel immer näher“, freut sich Frau Prof. Nitz, die die ersten Ergebnisse der Studie ebenfalls auf dem ASCO-Kongress in Amerika vorgestellt hat. „Bald muss man Chemotherapien nicht mehr mit der Gießkanne verabreichen.“

Pressekontakt:

Daniel Hofmann
Westdeutsche Studiengruppe GmbH/
Women’s Healthcare Study Group (WSG GmbH)
Ludwig-Weber-Straße 15b
41061 Mönchengladbach
Telefon: 02161 56623-17
Telefax: 02161 56623-19
E-Mail: daniel.hofmann@wsg-online.com

Allgemeine Informationen

Brustkrebs

Brustkrebs stellt mit 74.000 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung bei Frauen dar. Zirka 40 Prozent der Patientinnen mit frühem Brustkrebs werden mit einer vorbeugenden (adjuvanten) Chemotherapie behandelt. Trotz der vielen Fortschritte bei der Diagnostik und Therapie wird jedoch angenommen, dass ein Großteil aller Frauen mit dem hormonempfindlichen Brustkrebs dabei einer nicht notwendigen Chemotherapie unterzogen werden, da die Risikoeinschätzung anhand der klinischen Faktoren (wie Lymphknotenbefall, Tumorgröße, Grading) zu ungenau ist. In dieser Gruppe wird vor allem der Antihormontherapie eine sehr hohe Wirksamkeit beigemessen. Zurzeit wird diese jedoch ohne spezifische Selektion allen Frauen für die Dauer von fünf bis zehn Jahren empfohlen.

Die WSG & personalisierte Medizin

Die Westdeutsche Studiengruppe (WSG) ist eine nationale akademische Forschungsgruppe, unter anderem am Brustzentrum Niederrhein angesiedelt, die sich der Idee der individualisierten Medizin seit Jahren verpflichtet hat. Unter Federführung der Studienleiter der WSG wurden schon mehrere Studien mit über 10.000 Patientinnen allein in Deutschland zum Einsatz moderner Prognosemarker zur Chemotherapieersparnis durchgeführt. Im Rahmen dieser Projekte konnte man bisher ungefähr 20 Prozent der Patientinnen mit dem höheren klinischen Risiko eine Chemotherapie ersparen. Erstmals arbeitet die WSG im Rahmen der ADAPT-Studie mit großen Krankenkassen zusammen, um die Anwendung der neuen Gensignaturen qualitätsgesichert zu gestalten und so evidenzbasiert deren Weg in den klinischen Alltag vorzubereiten.

Brustkrebs-Gene BRCA1 und 2

Frauen mit mehreren Fällen von Brust- oder Eierstockkrebs in der Familie können sich zur Vorsorge durch Mitarbeiter des Deutschen Konsortiums für familiären Brust- und Eierstockkrebs beraten lassen. Dies kann auch am Brustzentrum Niederrhein des Evangelischen Krankenhauses Bethesda Mönchengladbach erfolgen.

 

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