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Stammzelltransplantation bei Parkinson: Die restaurative Therapie erfährt eine Renaissance

categories Neurologie, Parkinson   9. Mai 2014    

Die Parkinsonsche Krankheit zählt zu den häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems. In Deutschland leiden mindestens 250 000 Menschen daran. Bis heute gibt es kein Mittel gegen das fortschreitende Absterben der Nervenzellen. Die Behandlung lindert ausschließlich die Symptome, etwa das typische Muskelzittern. Eine Methode, die auf die Wiederherstellung der Gehirnfunktionen abzielt, untersuchen Wissenschaftler derzeit in klinischen Studien: Die Transplantation von Stammzellen. In das Gehirn verpflanzt, sollen diese die Funktion der abgestorbenen Nervenzellen übernehmen und so das Fortschreiten der Krankheit aufhalten. Eine Transplantation sollte derzeit ausschließlich im Rahmen von kontrollierten Studien erfolgen, betonen Experten der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC). Die Chancen und Risiken der Stammzelltransplantation bei Parkinson sind ein Thema der Pressekonferenz anlässlich der 65. Jahrestagung der DGNC am 12. Mai 2014 in Dresden.

Die Schlüsselrolle beim restaurativen, also dem auf Wiederherstellung der Gehirnfunktionen abzielenden Therapieansatz von neurodegenerativen Erkrankungen, spielen sogenannte neurale Stammzellen. Dabei handelt es sich um Vorläufer der Zellen, aus denen das Gehirn besteht. Ihr Vorteil liegt darin, dass sie sich in verschiedene Zelltypen des zentralen Nervensystems mit verschiedensten Funktionen verwandeln können. Bei Parkinson-Patienten sollen sie die abgestorbenen Nervenzellen ersetzen, die für die Steuerung von Bewegungen verantwortlich sind, indem sie den Botenstoff Dopamin ausschütten. Denn erst durch den Dopaminmangel entstehen die typischen motorischen Störungen bei Parkinson.

„Bereits in den 80er und 90er Jahren hat man diesen restaurativen Therapieansatz verfolgt und versucht, abgestorbene Nervenzellen zu ersetzen“, sagt Professor Dr. med. Guido Nikkhah, Leiter der Sektion für Stereotaktische Neurochirurgie an der Neurochirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen. Nach ersten Stammzelltransplantationen verbesserte sich damals bei einigen Patienten die Motorik deutlich, sie konnten ihre Medikation über viele Jahre absetzen. Die Transplantation verursachte in manchen Fällen jedoch auch schwere Bewegungsstörungen. Deshalb wurden seit 2002 keine Transplantationen mehr durchführt. „Dank neuer Erkenntnisse der Stammzellbiologie erlebt die Zelltherapie derzeit eine Renaissance“, so Nikkhah.

NECTAR, ein internationaler Zusammenschluss von Wissenschaftlern, hat die vorhandenen Transplantationsdaten analysiert und daraus neue Regeln für Stammzelltransplantation abgeleitet. Die Auswertung hat etwa ergeben, dass die Erfolgsaussichten je nach Patient stark variierten. Die NECTAR-Forscher empfehlen, eine Transplantation nur bei Parkinson-Patienten unter 65 Jahren im Anfangsstadium der Erkrankung durchzuführen. Außerdem scheinen die Erfolgsaussichten umso größer, je stärker die Degeneration der Nervenzellen auf einen bestimmten Bereich des Gehirns begrenzt ist. Für die von der Europäischen Union geförderte Studie „Transeuro“ werden seit 2013 wieder Transplantationen an Patienten vorgenommen. In Deutschland ist das Universitätsklinikum Freiburg beteiligt. „Die bisherigen Ergebnisse der klinischen Forschung im Bereich neurorestaurativer Therapien sollten dazu ermutigen, die Forschung in den kommenden Jahren zu intensivieren und die offenen Fragen zu klären“, so Nikkhah, der von 2000 bis 2003 Präsident von NECTAR war. Der DGNC-Experte betont jedoch auch, dass eine klinische Anwendung der Stammzellbehandlung bei neurodegenerativen Erkrankungen derzeit noch weit entfernt sei. „Das Verfahren sollte momentan ausschließlich in kontrollierten Studien durchgeführt werden.“

Chancen und Risiken der Stammzelltransplantation bei Parkinson sind ein Thema der Pressekonferenz anlässlich der 65. Jahrestagung der DGNC.

Quellen:

– Manuskript von Prof. Dr. Guido Nikkhah

– „Stammzelltransplantation bei Parkinson-Erkrankung“, Psychiatrie & Neurologie,3/2011

www.transeuro.org.uk, www.nectar-eu.net, www.neurologie-uniklinik-freiburg.de/forschung/klinische-studien/parkinson.html

 

 

 

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