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Hilfe bei Clusterkopfschmerz: Mini-Implantat blockiert Schmerzimpuls

categories Allgemein, Frauen, Männer, Neurologie   1. März 2014    

Er beginnt oft mitten in der Nacht und reißt die Betroffenen aus dem Schlaf: Clusterkopfschmerz, eine der stärksten Formen von Kopfschmerz. Er wütet immer  einseitig und meist rund um das Auge oder an der Schläfe – die Attacken dauern bis zu mehreren Stunden an. Ein neues Mini-Implantat bietet den ca. 100.000 Betroffenen in Deutschland Hoffnung auf eine schnelle und dauerhafte Linderung: Die SPG-Stimulationstherapie setzt am Gangelion sphenopalatinum (SPG) an; das Nervenbündel sitzt hinter der Nase und spielt bei starken Kopfschmerzen eine zentrale Rolle. Das ATI-Neurostimulationssystem stimuliert das SPG, um den Schmerzzyklus zu durchbrechen. Es kann zudem die Häufigkeit der Attacken dauerhaft senken. Bereits neun Kliniken in Deutschland bieten diese Therapieform an.

Die bohrenden Schmerzen treten meist zur selben Tages- oder Nachtzeit auf, erreichen innerhalb von Minuten ihre volle Intensität und sind dann kaum auszuhalten: Clusterkopfschmerz ist eine der stärksten Formen von Kopfschmerz. Die Anfälle können mehrere Stunden andauern und häufen sich in der Regel in mehrmonatigen Phasen (Clustern), bevor wieder Ruhe einkehrt.

Für die circa 100.000 Betroffenen in Deutschland bedeutet dies auch einen enormen Verlust an Lebensqualität: Die ständige Angst vor der nächsten Attacke schränkt sie beruflich ein, sie wagen sich oft nicht mehr aus dem Haus und haben aufgrund der Schmerzintensität ein erhöhtes Selbstmordrisiko.(1)

Die SPG-Stimulationstherapie: Ein Mini-Implantat gegen Clusterkopfschmerz

Über Clusterkopfschmerz und seine Ursachen ist bisher wenig bekannt. Die Diagnose erfolgt häufig erst nach mehreren Jahren. Behandelt werden die Patienten oft mit starken Schmerz- bzw. Kopfschmerzmitteln sowie 100%-igem Sauerstoff. Diese Therapien zeigen jedoch nicht immer die gewünschte Wirkung oder sind mit starken Nebenwirkungen verbunden.

Das Nervenbündel Gangelion sphenopalatinum (SPG) spielt nachweislich eine zentrale Rolle bei starken Kopfschmerzen. Genau hier setzt die neuartige SPG-Stimulationstherapie an: Der weniger als mandelgroße ATI-Neurostimulator wird über einen kleinen Einschnitt im Zahnfleisch in der Wange eingesetzt und vom Arzt programmiert.

Der Patient kann seine Therapie über eine Fernbedienung selbst steuern. Sobald eine Clusterattacke auftritt, hält er diese an die Wange, um das Implantat zu aktivieren. Dieses stimuliert das SPG, um die Attacke abebben zu lassen. Bei vielen Patienten nimmt auch die Häufigkeit der Attacken dauerhaft ab.

Die SPG-Stimulationstherapie kann den Patienten damit ein großes Stück Freiheit zurückgeben: Mit der Fernbedienung, die etwa so groß wie ein Mobiltelefon ist und in die Tasche passt, können sie jederzeit reagieren, wenn eine Schmerzattacke anrollt – und so wieder ohne Angst das Haus verlassen.

Positiver Doppeleffekt in klinischer Studie nachgewiesen

Die Wirksamkeit des ATI-Neurostimulationssystems wurde im Rahmen der bisher umfassendsten medizintechnischen Studie zu Clusterkopfschmerz klinisch bewiesen.(2) Sie zeigt, dass sich die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessert und die durch den Kopfschmerz verursachten Beeinträchtigungen maßgeblich reduziert werden. Mit dem ATI-Neurostimulator konnten 82 Prozent aller Attacken, selbst mittel- bis schwere, wirksam behandelt werden. Zudem nahm bei 46 Prozent der Patienten die Häufigkeit der Schübe deutlich ab – von durchschnittlich 14 auf 2 Attacken pro Woche.(3)

Prof. Dr. med. Arne May, Leiter der Kopfschmerzambulanz der Universitätsklinik Hamburg Eppendorf (UKE), bestätigt die Studienerfahrung: „Das minimalinvasive Verfahren bedeutet für den Patienten eine relativ geringe Belastung, so dass er schnell in den Alltag zurückkehren kann. Sowohl kurzfristig als auch in der langfristigen Nachbeobachtung hat sich ein dualer positiver Effekt gezeigt: Die Patienten berichten von einer effektiven Schmerzreduktion in der eigentlichen Attacke und einige zusätzlich von einer dauerhaften Abnahme der Attackenfrequenz.“

Tim White ließ sich das ATI-Neurostimulationssystem am UKE implantieren, nachdem er jahrelang unter Clusterkopfschmerz litt. „Leider lässt sich mein Cluster medikamentös nicht besonders gut behandeln, daher weckte diese vielversprechende OP-Möglichkeit große Hoffnung in mir, und es hat funktioniert: Wenn ich die Fernbedienung bei einer anrollenden Attacke nutze, ist der Schmerz binnen kürzester Zeit vorbei.“(4)

Angeboten wird die ATI-Neurostimulation an folgenden Kliniken:

– Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
– Universitätsklinikum Essen
– Charité Berlin
–  Migräne- und Kopfschmerzklinik Königstein
–  Universitätsklinikum Münster
–  Rotes Kreuz Krankenhaus Kassel
–  Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bochum
–  Klinikum der Universität München
–  Neurologie- & Kopfschmerzzentrum Münchner Freiheit.

Die Kosten für den Eingriff werden in Deutschland von den Krankenkassen übernommen.
Weitere Informationen zur  SPG-Stimulationstherapie finden Sie unter: www.cktherapie.de 

(1) http://www.stern.de/wissen/gesund_leben/clusterkopfschmerz-schmerzen-die-in-den-selbstmord-treiben-516289.html /Fischera M et al. The incidence and prevalence of cluster headache: a meta-analysis of population-based studies. Cephalalgia. 2008 Jun;28(6):614-8  / http://www.schmerzklinik.de/service-fuer-patienten/clusterkopfschmerz-wissen(2) Schoenen J, Jensen RH, Lantéri-Minet M, Láinez MJ, Gaul C, Goodman AM, Caparso A, May A. Stimulation of the sphenopalatine ganglion (SPG) for cluster headache treatment. Pathway CH-1: A randomized, sham-controlled study. Cephalalgia 2013.(3) Jürgens T, Gaul C, Schoenen J, Jensen RH, Láinez JM,  Goodman A, Caparso A, May A.  Stimulation of the Sphenopalatine Ganglion for Cluster Headache – Pathway CH-1: Sustained Therapeutic Response Through 18 Months.  Schmerzkongress.  Hamburg, 24 Oct 2013. (4)Weitere Informationen zu Clusterkopfschmerz finden Sie unter: http://www.cluster-heads.com.

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