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Man ist sich selbst der wichtigste Mensch im Leben!

categories Allgemein, Veranstaltungen   29. März 2013    

Burnout scheint in der öffentlichen Wahrnehmung als Volkskrankheit einen Platz gefunden zu haben. Im Widerspruch dazu steht die Meinung der Experten, dass es sich bei Burnout um keine Krankheit handele. Das Berufsförderungswerk Leipzig (BFW Leipzig) veranstaltet am 24. April 2013 ein Rehawissenschaftliches Kolloquium zum Thema Burnout, um mit Fachleuten die Ursachen und Auswirkungen der vermeintlichen Krankheit auf die Wirtschaft zu diskutieren.

Dr. Michael Spitzbart, Europaexperte in Gesundheitsfragen

Wir hatten die Gelegenheit mit einem Referenten des Rehawissenschaftlichen Kolloquiums im Vorfeld über das Thema zu sprechen.

Dr. Michael Spitzbart studierte in den USA Medizin und eröffnete nach seiner Tätigkeit und Facharztausbildung am Klinikum Nürnberg seine eigene Praxis. Er leitet derzeit die erste Praxis für Gesunde in Deutschland. Seine Spezialisierung liegt auf der Prävention sowie die sanfte Behandlung von Depression bzw. Belastungsdepression (Burnout), Akupunktur (insbesondere Nikotinentwöhnung) und orthomolekulare Medizin. In seinem jüngsten Buch „Erschöpfung und Depression – wenn die Hormone verrücktspielen“, erschienen 2012 im Kösel-Verlag, geht er speziell auf die durch ihn entwickelte Methode ein, durch die sich eine persönliche Gefährdung für Erschöpfung und Depression bestimmen lässt. Der Europaexperte in Gesundheitsfragen wird auf dem Kolloquium über „Begeisterung statt Burnout – Warum ist Selbstausbeutung effektiver als Fremdausbeutung?“ sprechen und somit eine Brücke zwischen den Erwartungen an die Arbeitskraft Mensch durch den Arbeitgeber und eigenen Erwartungen der Menschen an ihr Leben sprechen.
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Frage: Das Thema „Burnout“ ist in aller Munde. Mal erreicht es eine große Medienverbreitung durch Schlagzeilen, geschrieben von Prominenten. Aber im Alltag will man eigentlich nichts davon wissen oder sich dazu bekennen, dass man eigentlich zu erschöpft sei, um seine volle Leistung im Arbeitsleben zu erbringen. Worin sehen Sie die Ursachen für diesen scheinbaren Widerspruch?

Antwort: Das Commitment zum Burnout kommt meist erst nach dem völligen Zusammenbruch – wenn einem eigentlich schon alles egal ist. Zuvor versucht natürlich jeder, möglichst lange seine Fassade aufrecht zu halten. Im Arbeitsalltag wird niemand signalisieren, dass sie oder er den Ansprüchen nicht gewachsen ist. Auch wenn dann die Psychopharmaka, die so genannten Serotoninwiederaufnahmehemmer ins Spiel kommen, behält man das sich lieber für sich. Zu wichtig ist der Schein, den es aufrecht zu erhalten gilt.

Frage: Sie befassen sich seit Jahren mit dem Thema Stress, Depression. In der heutigen Zeit steigen die Arbeitsanforderungen immer mehr und der Erschöpfungszustand nicht nur von leitenden Mitarbeitern nimmt zu. Ihr Ansatz ist die Prävention. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Möglichkeiten, sich zwischen Arbeitsstress und selbstbestimmter „Psychohygiene“ entscheiden zu können?

Antwort: Die Menschen vergessen viel zu oft, wer der wichtigste Mensch in ihrem Leben ist. Das ist man natürlich selbst. In der Regel ist alles andere wichtiger: die Arbeit, der Partner, die Familie. Und man selbst kommt zum Schluss. Für sich selbst hat man am wenigsten Zeit. Die Menschen funktionieren zwar wunderbar, nehmen aber immer weniger Anteil an ihrem eigenen Leben. Sie entfremden sich immer weiter weg von sich selbst. Reagieren statt agieren. Darum propagiere ich den gesunden Egoismus. Nur wenn es einem selbst gut geht, wird man wertvoll für andere. Egal ob im Beruf oder in der Familie. Nur wenn man das verinnerlicht, klappt das auch mit der positiven Psychohygiene.

Frage: „Einen Burnout kann man messen, lange bevor man etwas spürt“, sagen Sie in Ihren Vorträgen. Wie kann man sich das vorstellen? Ist jeder dazu in der Lage, Vorzeichen von „Burnout“ zu erkennen? Oder, bedarf es der medizinischen Kontrolle?

Antwort: Man selbst oft der letzte, der die Vorzeichen vom Burnout erkennt. Das gilt sowohl für engagierte Mitarbeiter mit hohen inneren eigenen Ansprüchen als auch für Selbstständige. Merke: Selbstausbeutung ist effektiver als Fremdausbeutung. Wer mit einer freizeitorientierten Schonhaltung in die Arbeit geht, der ist weniger gefährdet.
Rechtzeitig erkennen kann das nur der erfahrene Arzt. Schon lange im Vorfeld kann ich im Blut meiner Patienten erkennen, wer ein Burnout-Kandidat ist. Ganz wichtig: Burnout ist ein Prozess, kein Zustand. Auf der Abwärtsspirale verändert sich messbar das Verhältnis der Hormone zu einander. Die abbauenden (katabolen) Stresshormone steigen, die anabolen Hormone sinken. Das sind nämlich Gegenspieler. Niemand kann gleichzeitig Gas geben und bremsen. Mehr noch: Wenn das Stresshormon Cortisol über einen kritischen Wert erhöht ist, verbrennt man wertvolle gehirnaktive Aminosäure als Energie. In der Folge werden im Gehirn weniger Glücks- und Antriebshormone gebildet, weil eben diese Grundbausteine fehlen. Dadurch steigt die gefühlte Arbeitsbelastung – wodurch noch mehr Stresshormone ausgeschüttet werden. So beginnt der fatale Kreislauf, der sich oft über Monate hinzieht. Das sind die biochemischen Grundlagen des Burnout. Energiekannibalismus nennen das die modernen Psychologen. Selbst wenn der Stress nachlässt, bleiben die Defizite bei den essentiellen gehirnaktiven Aminosäuren bestehen.

Frage: Kann man sich auch selbst heilen, wenn man Angst davor hat, sich einem Arzt mit seinen psychischen Problemen anzuvertrauen?

Antwort: Selbstheilung ist schwer. Erst nach einer speziellen Messung und Bestimmung der Defizite im Blut kann man gezielt vorgehen. Wenn die essentielle Aminosäure Tryptophan fehlt, kann der Körper kein Serotonin produzieren. Ohne den gehirnaktiven Eiweißbaustein können im Gehirn weder Dopamin (Antriebshormon), Noradrenalin noch Endorphine gebildet werden. Da kann nur der erfahrene Arzt helfen, der ja ohnehin eine verschwiegene Vertrauensperson ist. Parallel muss man natürlich auch an seiner Lebenseinstellung und den äußeren Faktoren arbeiten, um das System wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Frage: In Ihren Seminaren gehen Sie auch auf eine gesunde Lebensweise ein. Welche Rollen spielen Speis und Trank sowie Bewegung beim Abbau von Stress oder zu Bewältigung von Depressionen?

Antwort: Selbstverständlich hält auch die Natur Antidepressiva für uns bereit. Das sind zum Beispiel die Sonne, Wärme, Licht und die Bewegung. Generell empfehle ich zusätzlich eine sehr eiweißreiche und kohlenhydratreduzierte Kost, um die Eiweißdepots zu füllen. Zusätzlich sollte jeder seine persönlichen Kraftquellen identifizieren und anzapfen. Für mich persönlich sind das die Natur und die Berge. An jedem freien Nachmittag setze ich mich ab in die Berge und komme abends nach 3-4 Stunden Bergsteigen körperlich wohlig erschöpft und mit vollen Energietanks nach Hause.

weitere Informationen unter: http://www.bfw-leipzig.de/wir-ueber-uns/veranstaltungskalender/kolloquium-2013.html

Zusammenfassung zum Kolloquium:
www.bfw-leipzig.de/fileadmin/Dokumente/Wir_ueber_uns/Pres…

Weitere Informationen
Berufsförderungswerk Leipzig
gemeinnützige GmbH
Georg-Schumann-Straße 148
04159 Leipzig

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