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Signifikante Verbesserung kognitiver Funktionsstörungen möglich- Innovatives Trainingsprogramm für MS-Patienten von Bayer

categories Allgemein, Multiple Sklerose   15. Oktober 2012    

Leverkusen, 15. Oktober 2012 – Viele Patienten mit Multipler Sklerose (MS) haben Hirnleistungsstörungen, die im täglichen Leben zu einer Belastung für die Betroffenen selbst und das soziale Umfeld führen können. Deshalb bietet Bayer HealthCare jetzt ein Training an, das speziell auf mögliche Kognitionsdefizite bei dieser Erkrankung ausgerichtet ist. Dies wurde auf einer Pressekonferenz während des Kongresses ECTRIMS (European Committee For Treatment And Research In Multiple Sclerosis) in Lyon, Frankreich, angekündigt. Das Programm wurde in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen CogniFit Ltd. entwickelt und steht mit Betaferon® (Interferon beta-1b) behandelten Patienten, die im BETAPLUS® Programm registriert sind, kostenfrei zur Verfügung.

Der Grund für die Initiative von Bayer HealthCare beruht auf der Erkenntnis, dass mehr als die Hälfte der MS-Patienten schon im frühen Krankheitsstadium Minderungen ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit erfahren (1), unter anderem Einbußen der Merk- und Konzentrationsfähigkeit. Auch Alltagsaktivitäten sind oft eingeschränkt: Die Betroffenen nehmen weniger an sozialen Aktivitäten teil, bekommen seltener eine Arbeitsstelle, leiden häufiger unter sexuellen Dysfunktionen und benötigen häufiger Haushaltshilfen als Personen ohne Hirnleistungsstörung (2). Diese können sowohl im frühen Erkrankungsstadium, etwa nach einem ersten Schub, eintreten oder sich im Verlauf der Krankheit entwickeln (1). Die Gefahr besteht darin, dass die Defizite zunächst unerkannt bleiben. Wenn sie jedoch frühzeitig entdeckt werden, ist eine Behandlung möglich.

“Zusätzlich zu einer medikamentösen Therapie der MS kann ein Kognitionstraining dazu beitragen, die kognitiven Fähigkeiten positiv zu beeinflussen”, betonte Dr. Eva-Maria Wicklein, Bayer HealthCare. Dazu bietet das CogniFit® Trainingsprogramm Übungen zu verschiedenen kognitiven Domänen an. Nach jeder Trainingseinheit erhält der Patient eine differenzierte Übersicht über die von ihm erzielten Leistungen. Je nach den festgestellten Defiziten werden die Übungen dann in den folgenden Trainingssitzungen individuell angepasst. Schwächere Bereiche werden verstärkt trainiert.

Wie effektiv das computerbasierte online Training CogniFit® ist, wurde in einer Studie (3) untersucht. Patienten, die das Training dreimal wöchentlich über zwölf Wochen absolviert hatten, zeigten gegenüber einer Kontrollgruppe ohne Training im abschließenden Vergleichstest signifikant bessere Ergebnisse in ihrer Merkfähigkeit, der Verarbeitungsgeschwindigkeit von Informationen und im Abrufen von Informationen. Auch die Adhärenz war bei der Mehrzahl der Patienten in der Trainingsgruppe gut.

Präventiver Effekt auf die Hirnleistung
In den meisten MS-Studien wurden bisher keine kognitiven Funktionen erfasst, führte Wicklein weiter aus. Wenn dennoch die kognitive Leistungsfähigkeit gemessen wurde, erwies sich die kurze Studiendauer häufig als Störfaktor, so dass die Ergebnisse nicht eindeutig waren. Trotz dieser Einschränkungen liegen mittlerweile Hinweise aus Studien vor, dass krankheitsmodifizierende Therapien, wie die Behandlung mit Betaferon®, einen präventiven Effekt auf den Verlust der kognitiven Funktion bei MS-Patienten haben können.

Erhalten Patienten Interferon beta-1b bereits im frühesten Stadium der Multiplen Sklerose, dem klinisch isolierten Syndrom (CIS: Clinically Isolated Syndrom), so kann dies zum Erhalt der kognitiven Fähigkeiten beitragen. So zeigten Patienten mit einem frühen Betaferon®-Behandlungsstart im BENEFIT-Studienprogramm über den gesamten Beobachtungszeitraum von acht Jahren im Vergleich zu einem im Schnitt erst 16 Monate später einsetzenden Therapiebeginn einen besseren Erhalt der kognitiven Leistungsfähigkeit und einen nachhaltigeren Lerneffekt, gemessen im neuropsychologischen Paced Auditory Serial Addition Test (PASAT). Der PASAT-Test erfasst die Informationsverarbeitungskapazität und -geschwindigkeit.

Dieser Effekt wurde in der prospektiven Auswertung als Trend bereits ab dem ersten Jahr beobachtet und zeigte signifikante Unterschiede erstmals im fünften Jahr der Studie (4). Für Betaferon® konnten außerdem signifikante Hinweise auf eine Wirksamkeit hinsichtlich des kognitiven Leistungsniveaus bei Patienten mit schubförmig-remittierender und sekundär-progredienter MS gefunden werden (5,6).

Über das BENEFIT-Studienprogramm
Das BENEFIT-Studienprogramm bestand aus einer placebokontrollierten, multizentrischen, randomisierten, zweijährigen Phase, in die 468 CIS-Patienten eingeschlossen wurden (Jahr 0 – 2). 292 Patienten erhielten Betaferon®, 176 Studienteilnehmer Placebo. Die zunächst mit Placebo behandelten Patienten wechselten auf die Betaferon®-Therapie, wenn sie einen weiteren Schub erfuhren, spätestens aber nach zwei Jahren. Dies war der Beginn der dreijährigen, prospektiv geplanten Nachbeobachtungsphase, in der alle Patienten Verum erhalten konnten (Jahr 3 – 5).

Im Anschluss daran folgte eine Extensionsphase mit einer maximalen Nachbeobachtungszeit von 8,7 Jahren (Jahr 6 – 8). Die Patienten blieben hinsichtlich der ursprünglichen Randomisierung die ganze Zeit verblindet. Dieses Studiendesign erlaubt nicht nur die Beurteilung der Wirksamkeit einer frühen Therapie sofort nach dem klinischen Ereignis versus Placebo, sondern auch den Vergleich mit einer verzögert einsetzenden Behandlung (4, 7, 8, 9).

Hirnleistungsstörungen in allen MS-Stadien
“In allen Stadien der MS können kognitive Störungen auftreten”, betonte Priv.-Doz. Dr. Björn Tackenberg, Universität Marburg. Die Häufigkeit liegt beim CIS bei 27,3 Prozent, bei der schubförmig remittierenden MS (RRMS) bei 40 und bei der sekundär-progredienten MS (SPMS) bei 82,8 Prozent (10). Neben dem negativen Einfluss kognitiver Defizite auf die soziale Teilhabe und die Arbeitswelt (siehe oben) haben MS-Patienten mit kognitiven Dysfunktionen auch beim Autofahren ein signifikant um 29 Prozent höheres Unfallrisiko gegenüber gesunden Kontrollpersonen und kognitiv intakten MS-Patienten (11).

Wie nützlich ein neurokognitives Training sein kann, zeigte auch eine randomisierte kontrollierte Studie (12) an 29 Patienten mit klinisch gesicherter MS und Lerndefiziten. Bei 88 Prozent der Studienteilnehmer mit mittelschweren bis schweren Lerndefiziten, die gezielt mit der “Story Memory Technique” übten, wurde gegenüber der Kontrollgruppe eine signifikante Verbesserung der Lernfähigkeiten beobachtet.

Laut Tackenberg gehört zu den Therapieprinzipien von neurokognitiven Defizitenbei MS als wichtigste Therapiesäule die frühe Immuntherapie, zum Beispiel mit Betaferon®. Zudem empfahl der Neurologe, dämpfende Medikamente und Sucht machende Substanzen, soweit im Einzelfall möglich, nicht einzunehmen. Dazu zählen Antispastika, Antikonvulsiva und Schlafmittel ebenso wie Alkohol und Cannabis. Zu den weiteren Therapieprinzipien gehört ein kognitives Training, das die Leistungsfähigkeit des Gehirns verbessern kann.

Weiterentwicklungen auf dem Gebiet der Kognitionsdiagnostik
Zusätzlich zum Trainingsprogramm CogniFit® unterstützt Bayer auch Weiterentwicklungen auf dem Gebiet der Kognitionsdiagnostik. So beispielsweise eine unabhängige Expertengruppe von Neurologen und Neuropsychologen, die Konsensusempfehlungen für eine Batterie von sensitiven und mit wenig Aufwand für das behandelnde Zentrum verbundenen Tests zur frühzeitigen Diagnostik von Kognitionsstörungen geben. Das “Brief International Cognitive Assessment for MS” (BICAMS) kann in Klinik oder Praxis innerhalb von fünf bis maximal 15 Minuten durchgeführt werden (1). Patienten, die dazu mehr wissen möchten, sollten sich an ihren behandelnden Neurologen wenden.

1 Langdon DW, Amato MP, Boringa J, et al. Recommendations for a Brief International Cognitive Assessment for Multiple
Sclerosis (BICAMS). Mult Scler 2012; 18(6):891-898.
2 Rao SM et al. Cognitive Dysfunction in multiple sclerosis. Neurology 41 1991; 692-696
3 Shatil E, Metzer A, Horvitz O, Miller A. Home-based personalized cognitive training in MS patients: a study of adherence
and cognitive performance. NeuroRehabilitation 2010; 26:143-153.
4 Edan G et al., Poster 925, ECTRIMS, 19. – 22.10.2011, Amsterdam (Niederlande).
5 Pliskin NH et al., Neurology 1996; 47: 1463 – 1468.
6 Langdon D, Oral presentation, BSP International Scientific Symposium on MS, Istanbul, 27. – 29.03.2009.
7 Kappos L et al., Neurology 2006; 67: 1242 – 1249.
8 Kappos L et al., The Lancet 2007; 370: 389 – 397.
9 Kappos L et al., Lancet Neurology 2009; 8(11): 987 – 997.
10 Potagas C et al. J Neurol Sci 2008; 267: 100-106
11 Schultheis MT et al. Neurology 2001; 56: 1089-1094
12 Chiaravalloti ND et al. Multiple Sclerosis 2005; 58: 58-68

Über Bayer HealthCare Deutschland
Bayer HealthCare Deutschland vertreibt die Produkte der in der Bayer HealthCare AG zusammengeführten Divisionen Animal Health, Consumer Care, Medical Care (Diabetes Care und Radiology & Interventional) und Pharmaceuticals. Das Unternehmen konzentriert sich auf das Ziel, in Deutschland innovative Produkte in Zusammenarbeit mit den Partnern im Gesundheitswesen zu erforschen und Ärzten, Apothekern und Patienten anzubieten. Die Produkte dienen der Diagnose, der Vorsorge und der Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin. Damit will Bayer HealthCare Deutschland einen nachhaltigen Beitrag leisten, die Gesundheit von Mensch und Tier zu verbessern.

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