23
Okt

Das Leben geht weiter, auch bei fortgeschrittenem Morbus Parkinson

categories Parkinson   23. Oktober 2012    

Als Parkinson bezeichnet man eine fortschreitende neurologische Störung, die durch eine Zerstörung von Nervenzellen ausgelöst wird in denen der Neurotransmiter Dopamin produziert wird. Auf natürliche Weise werden die dopaminproduzierenden Nervenzellen mit zunemendem Alter geringer, bei Parkinson ist dies ein schneller Prozess, der sehr viel früher auftritt.

Hermann mit Frau/Abbott

Die Kardinalsymptome kennzeichen sich aus durch:
– Zittern im Ruhestand (Ruhetremor einer Extremität)
– Verlangsamung der Bewegung ( Bradykinese)
– Steifigkeit der Extremitäten oder des Rumpfes (Rigidität)
– Gleichgewichtsstörungen

Typisch sind für die Erkrankung, dass die oben genannten Symptome auf einer Körperhälfte beginnen. Eine gewisse Starre in der Gesichtsmimik tritt auf. Die Krankheit kennzeichnet sich bei den Patienten durch einen individuellen Verlauf mit unterschiedlichen Symptomen.

Blasenstörungen, trockene Augen, erektile Impotenz, schwitzen, Verstopfungen, vermehrter Speichelfluss (Sabbern), Würgen, Übelkeit, Erbrechen, Kribbelgefühle, GEschmacks- und Geruchsverlust, schuppige juckende Haut, Gewichtsschwankungen, Müdigkeit, sind nur einige Nochtmotorische Symptome die mit Morbus Parkinson verbunden sind.

In Deutschland leiden aktuell etwa 250.000 Menschen an Morbus Parkinson, 20 Prozent davon befinden sich in einem fortgeschrittenen stadium, in dem die übliche medikamentöse Behandlung keinen ausreichenden Erfolg mehr erzielt. Die Bertoffenen sind meistens zwischen 55 und 65 Jahren alt, stellenweise auch früher. Am häufigsten tritt dabei der sogenannte “idiopatische Parkinson” auf. Aus bislang noch ungeklärter Ursche sterben hier langsam spezielle Nervenzellen im Gehirn ab. Diese produzieren den Botenstoff ” Dopamin.  Nur mit Hilfe dieses Botenstoffes kann der Impuls, eine Bewegung auszuführen, von einer Nervenzele auf eine andere geleitet werden. Stellen Sie sich ein Dominospiel vor wenn die steine aufgestellt werden und nacheinander umfallen, genau dieser Prozess findet im Körper statt. Jeder “Dominostein” in Bewegung geht von Nervenzelle zu Nervenzelle und löst einen “Dopaminimpuls” aus. Zur Kontrolle dieser Impulsweiterleitung wird überschüssiges Dopamin von Enzymen (z.B.Monoaminooxidase-B/-MAO-B) rasch wieder abgebaut. zusätzlich können die Botenstoffe Acetylcholin und Glutamat die Impulsübertragung beenden. Und genau dieses sensible System gerät beim Parkinson aus dem Gleichgewicht.

Erste Anzeichen von Morbus Parkinson
Der veraltete Begriff „Schüttellähmung“ zeigt, dass früher vor allem Bewegungsstörungen im Vordergrund der Erkrankung standen. In den letzten Jahren rücken die nicht-motorischen Anzeichen von Parkinson immer mehr in den Fokus der Medizin, da sie bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Erkrankung auftreten können: Depressionen, Geruchs- und Schlafstörungen gehen den motorischen Anzeichen oft voraus. Auch Beschwerden wie Verstopfungen, Mundtrockenheit, Harnverhalt, Erektionsstörungen, erniedrigter Blutdruck beim raschen Aufstehen, oder Regulationsstörungen der Körpertemperatur sind Begleiterscheinungen von Parkinson.

Bei manchen Menschen beginnt der Parkinson damit, dass sie einfach nur müde und abgeschlagen sind. Andere fühlen sich zittrig und haben Probleme, sich von einem Stuhl zu erheben. Leises Sprechen, eine spinnenartige Handschrift und Veränderungen in der Mimik können weitere Anzeichen sein. Zu den Frühsymptomen zählen außerdem Missempfindungen oder Schmerzen im Nacken und Rücken oder in einem Bein oder Arm. Parkinson wird oft erst nach Jahren erkannt, da die vier typischen Anzeichen erst auftreten, wenn bereits etwa 70 Prozent des Dopamins fehlen. Typisch für Parkinson ist, dass diese Beschwerden zunächst immer nur einseitig auftreten.

Dudopa-0300_ret.Abott

Behandlung im fortgeschrittenen Stadium
Mit Fortschreiten des Morbus Parkinson erschweren Wirkungsschwankungen allerdings oft die Therapie: Die Spannbreite der optimalen Konzentration von Medikamenten wird im Körper zunehmend schmaler. Selbst bei regelmäßiger Einnahme der Medikamente schwanken die Wirkspiegel dann immer häufiger in Blut und Gehirn und lösen Beschwerden aus. Mediziner sprechen hier von „On-Phasen“, mit guter Wirksamkeit der Therapie und „Off-Phasen“, bei deren Unwirksamkeit.

Für den fortgeschrittenen Morbus Parkinson stehen drei gute Behandlungsmethoden zur Verfügung, über die sich jeder Betroffene bereits frühzeitig informieren sollte. Sie haben das Ziel die Selbstständigkeit des Patienten zu erhalten und seine Lebensqualität zu steigern.

Kontinuierliche Apomorphin-Infusion
Apomorphin ist ein sogenannter Dopaminagonist: Der Stoff gelangt über das Blut ins Gehirn und erzielt hier ähnliche Effekte wie das Dopamin. Eine Medikamentenpumpe bringt den Wirkstoff über einen Schlauch und eine Nadel direkt unter die Haut. Der Patient trägt die Pumpe während der Wachzeit und muss mindestens einmal täglich die Nadel einstechen. Bei dieser Therapie können andere Parkinsonmedikamente meistens reduziert werden. Durch die kontinuierliche Verabreichung des Dopaminagonisten lassen sich „Wirkungsschwankungen“ vermeiden oder zumindest glätten. Ein Nachteil bei diesem Verfahren sind die Nebenwirkungen von Apomorphin wie Übelkeit, Brechreiz, Halluzinationen und ein gesteigertes Suchtverhalten.

Kontinuierliche L-Dopa-Infusion
Hierbei wird der „Goldstandard“ der Parkinson Behandlung, das Levodopa in Kombination mit Carbidopa, über eine Medikamentenpumpe und eine Sonde direkt in den Dünndarm verabreicht. Dort erfolgt die Aufnahme ins Blut. So wird die ungleichmäßige Magenentleerung umgangen, die bei der Einnahme von Tabletten dazu beiträgt, dass die Medikamentenwirkspiegel in Blut und Gehirn schwanken. Patienten können bereits von dem Einsatz der Pumpe profitieren, wenn die punktgenaue Einnahme von großen Tablettenmengen in der Praxis problematisch wird. Durch die Pumpe werden etwa 60 bis 70 Prozent der Motorik verbessert – die Patienten sind dann oft für lange Zeit des Tages frei von Beschwerden. Voraussetzung ist, dass dem Patienten operativ eine sogenannte PEG-Sonde mit Dünndarmsonde gelegt wird, wie man sie auch von der künstlichen Ernährung kennt. Mit der kontinuierlichen L-Dopa-Infusion gelingt es in den allermeisten Fällen, auf die Einnahme zusätzlicher Parkinson-Medikamente zu verzichten.

3DWaxBrainAngle

Tiefe Hirnstimulation
Bei der Tiefen Hirnstimulation (THS) werden zwei Elektroden ins Gehirn vorgeschoben. Sie sind über Kabel mit einer Art „Hirnschrittmacher“ verbunden, der kleine elektrische Impulse an das Gehirn abgibt. Ziel der Behandlung ist es, die Bewegungsstörungen zu verbessern und Wirkungsschwankungen zu mindern. Bei extremem Tremor (Zittern) hat diese Therapie die besten Erfolge. Voraussetzung ist ein operativer Eingriff am Gehirn. Als Folge lässt sich die medikamentöse Therapie oft verringern oder vereinfachen.

Auswirkungen auf die Psyche
Die Patienten sind sich der fortschreitenden Natur ihrer Erkrankung bewusst und das kann viele Ängste auslösen. Die psychische Verfassung kann durch den Krankheitsverlauf oder die verabreichten Medikamente beeinflusst werden. Auftreten können beispielsweise:
•    Depressionen
•    Halluzinationen
•    Angstzustände
•    Panikzustände
•    zwanghaftes Verhalten, Suchtverhalten
•    Verwirrung und Wahnvorstellungen

Parkinson-Patienten leiden oft extrem unter der Stigmatisierung durch Ihre Krankheitszeichen: Leicht wird die Krankheit mit Drogenkonsum in Verbindung gebracht oder der Betroffene als Alkoholiker abgestempelt.

Tabelle Therapie-Empfehlung/Quelle Leitlinie DGN. www.dgn.org

Welche Medikamente kommen zum Einsatz?
Levodopa / L-Dopa Levodopa oder L-Dopa ist beim „idiopathischen Parkinson“ noch immer am besten wirksam und verhilft vielen Betroffenen über lange Zeit zu einem relativ normalen Leben. Es handelt sich bei der natürlichen Aminosäure um einen Vorläufer von Dopamin, der über das Blut ins Gehirn gelangt und hier zu Dopamin umgewandelt wird. Die medikamentöse Behandlung beginnt mit geringen Dosen, die schrittweise angehoben werden, bis die bestmögliche Symptomlinderung für den Betroffenen erzielt ist. Nachteil: Mit Fortschreiten der Erkrankung lässt die Wirkung nach, so dass die Dosis steigt, und es können sich Wirkungsschwankungen einstellen. Daher wird der Wirkstoff zunächst über Tabletten, in späteren Krankheitsphasen mithilfe einer Pumpe verabreicht. In der Phase der Erkrankung können Patienten bereits von dem Einsatz der Pumpe profitieren, in der die punktgenaue Einnahme von großen Tablettenmengen in der Praxis oft problematisch wird.

Dopaminagonisten (Apomorphin)
Diese Substanzen gelangen ins Gehirn und ahmen die Wirkung von Dopamin an den Dopaminrezeptoren nach. Verabreicht werden Agonisten als Pflaster, über einen Pen oder die Medikamentenpumpe. Durch den Einsatz von Dopaminagonisten kann die Spätkomplikation „Wirkungsschwankungen“ der L-Dopa-Therapie herausgezögert werden. Ein Nachteil sind die erheblichen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Brechreiz, Halluzinationen und ein gesteigertes Suchtverhalten.

Adressen und Links
Deutsche Parkinson Vereinigung
www.parkinson-vereinigung.de
Montag bis Freitag von 8.00 bis 14.00 Uhr
Telefon: 02131/740 270
E-Mail: bundesverband@parkinson-mail.de

Kompetenznetz Parkinson
www.kompetenznetz-parkinson.de

Quelle: Pressegespräch Baden-Baden/Abott. Text@ Andrea Stein, Bilder@ Abott

Kommentare

Die Kommentarfunktion für diesen Beitrag wurde deaktiviert.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies und dem Einsatz von Google Analytics zu. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen