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Jährliche Krebsfrüherkennungsuntersuchung und Impfung führen zu Reduzierung der Neuerkrankungen an GebärmutterhalskrebsFrauen, Krebs, Tumore 2. Juli 2012 |
In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 6200 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, 1700 sterben Rund zwei Drittel der Erkrankten sind jünger als 59 Jahre, 20 Prozent sind zwischen 15 und 39 alt und erkranken im gebärfähigen Alter. Damit ist das Erkrankungsrisiko in Deutschland in gleichen Größenordnung, wie im europäischen Durchschnitt. Würden mehr Frauen an regelmäßigen Krebsfrüherkennungsuntersuchung teilnehmen und die Impfung gegen Papillomviren (HPV) wahrnehmen, könnten die Erkrankungszahlen weiter vermindert werden.
„ Über ein Drittel aller Frauen nimmt nicht regelmäßig an der jährlichen Krebsfrüherkennungsuntersuchung teil, die von den gesetzlichen Krankenkassen erststattet wird. Und Untersuchungen haben gezeigt, dass mehr als 60 Prozent der erkrankten Frauen in den letzten 3 bis 5 Jahren vor der Gebärmutterhalserkrankung nicht bei der gynäkologischen Krebsfrüherkennungsuntersuchung waren“, warnt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF). Die Zahl der Impfungen gegen Humane‐Papillom‐Viren (HPV) ist in Deutschland sehr viel niedriger, als in vielen anderen Ländern Europas, weil Mädchen und ihre Eltern die Chance der HPV‐Impfung offenbar unterschätzen. „Wenn wir uns die Impfpässe der zwölfjährigen Mädchen anschauen, sehen wir, dass die Impfquoten in dieser Altersgruppe nur im einstelligen Bereich liegen. Dabei sollte die HPV‐Impfung am besten frühzeitig ‐ also vor dem ersten Geschlechtsverkehr ‐ erfolgen, da dann der Impfschutz am größten ist.“ Die Impfung schützt vor einer andauernden Infektion mit den krebsauslösenden HPV Typen 16 und 18. Diese beiden Virus‐Typen (Hochrisiko‐Typen) sind für fast Dreiviertel aller Gebärmutterhalskrebsfälle verantwortlich.
HPV‐Test zur Abklärung eines Krebsrisikos bei gesunden Frauen ungeeignet
Die Frauenärzte schätzen den Einsatz des HPV‐Tests bei Frauen, die keine Zellveränderungen am Gebärmutterhals aufweisen, als ungeeignet ein. Der Test, der als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) durchgeführt werden kann, lässt lediglich die Aussage zu, dass eine Frau HP‐Viren trägt, nicht aber, dass sie erkrankt ist oder erkranken wird. „In mehr als 90% der Fälle ist eine HPV‐Infektion nach durchschnittlich 13 Monaten nicht mehr nachweisbar ‐ insofern ist der positive Vorhersagewert
dieses Testes äußerst gering und liegt bei ca. 10 Prozent. Besonders problematisch ist, dass ein positiver Nachweis die Frauen sehr beunruhigen kann, obwohl dafür in der Mehrzahl der Fälle gar kein Grund besteht, da der Großteil der Infektionen wieder ausheilt“, ergänzt der Präsident des BVF. „Der positive Vorhersagewert des Zellabstriches, der im Rahmen der regulären Krebsfrüherkennung durchgeführt wird, liegt nach neuesten Untersuchungen aus Australien dagegen bei über 70 Prozent: Das bedeutet, dass 7 von 10 Frauen, bei denen die Zellanalyse verdächtige Zellveränderungen gezeigt hat, auch tatsächlich eine Erkrankung des Gebärmutterhalses haben, die behandelt werden muss.“
Teilnahmeraten durch persönliche Einladung erhöhen
In der Kombination aus einer regelmäßige Teilnahme an der Krebsfrüherkennungsuntersuchung und der HPV‐Impfung steckt ein großes Potential, die Zahl der Neuerkrankungen an Gebärmutterhalskrebs in Deutschland deutlich zu reduzieren. Das gilt insbesondere für die jüngere Generation, die bei rechtzeitiger Impfung am meisten vom Impfschutz profitiert. „In Ländern mit hohen Impfquoten, wie z.B. Australien oder England, ist die Zahl der Neuerkrankungen am Gebärmutterhals zum Teil um über 70 Prozent zurückgegangen“, erläutert Dr. Albring. Wichtig ist die jährliche Untersuchung aber auch zur Früherkennung von Gebärmutterkörper‐, Eierstock‐ und
Brustkrebs. Durch regelmäßige Untersuchungen besteht die größte Chance, krankhafte Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Eine große Chance, für bessere Teilnahmequoten bei der Krebsfrüherkennung und der Impfung, sieht der BVF in einem Einladungssystem für Patientinnen, das direkt von den gynäkologischen Praxen angeboten wird. „Wir gehen davon aus, dass eine Einladung durch den persönlich bekannten Frauenarzt besser angenommen wird, als eine anonyme Einladung
durch ein zentrales Einladungssystem. Entsprechende Strukturen werden wir künftig in unseren Praxen anbieten“, fügt der niedergelassene Gynäkologe hinzu.
Seit 2007 wird in Deutschland die Möglichkeit der vorbeugenden Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) für alle Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren von der ständigen Impfkommission Deutschland empfohlen. Für Mädchen in diesem Alter übernehmen die Krankenkassen die Kosten. Insgesamt sind drei Impfungen notwendig.
Mehr Informationen unter http://www.frauenaerzte‐im‐netz.de