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Neue Studie zu mikrochirurgischer Gewebetransplantation

categories Allgemein, Transplantation   13. Juni 2012    

Hofheim, Juni 2012. Die Entfernung von bösartigen Tumoren, Unfälle oder beispielsweise auch Hundebisse im Gesichtsbereich hinterlassen mitunter große Defekte. Die MKG-Chirurgie verfügt über unterschiedliche Methoden, fehlenden Knochen und Weichgewebe wiederherzustellen. „Insbesondere weiterentwickelte Verfahren der Mikrochirurgie ermöglichen jetzt einen deutlich höheren Sicherheitsfaktor und ästhetisch ansprechende Ergebnisse“, sagt Prof. Dr. Dr. Elmar Esser, Pressereferent der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG). Das Ergebnis einer aktuellen, breit angelegten Studie zur mikrochirurgischen Rekonstruktion im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich wurde jetzt erstmals anlässlich der 62. Jahrestagung der DGMKG vom 31. Mai – 02. Juni 2012 in Freiburg vorgestellt.


Zur Wiederherstellung ausgedehnter Hart- und Weichgewebsdefekte im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich gelten mikrochirurgische Transplantate heutzutage als Goldstandard. Dabei wird beispielsweise bei Weichgewebsdefekten ein so genannter Gewebelappen (Gewebeblock mit Nerven und Gefäßen) an einer anderen Körperstelle entnommen, entsprechend des Defekts geformt und in „Kleinstarbeit“ mikrochirurgisch mit dem bestehenden Gewebe, Nerven und Gefäßen um den Defekt herum neu verbunden. Vorrangiges Ziel dieser neuen Studie war es, die verschiedenen Einflussfaktoren auf das Überleben des Transplantats zu erfassen.

13jährige Erfahrung bei 406 Patienten

Das Team um Prof. Dr. Dr. Frank Werner Hölzle vom Universitätsklinikum Aachen untersuchte die Daten von 406 Patienten (121 Frauen, 285 Männer, 57 Jahre Durchschnittsalter), die zwischen 1998 und 2010 mit einem mikrochirurgischen Transplantat rekonstruiert worden waren. Dabei handelte es sich in 326 Fällen um Weichgewebstransplantate, zum Beispiel mit einem Lappen aus dem Oberarm, Oberschenkel oder Rücken, bei 80 Patienten wurde Knochen transplantiert, beispielsweise vom Beckenkamm oder Wadenbein.

Ergebnis und Schlussfolgerung

Insgesamt betrug die Lappenüberlebensrate knapp 90 %, wobei sofortige Rekonstruktionen wesentlich erfolgreicher verliefen. Auch die Lage des Defekts hatte Auswirkungen auf die Überlebensrate: Rekonstruktionen im unteren Gesichtsbereich schienen sich demnach positiv auszuwirken. Andere berücksichtigte Parameter wie beispielsweise unterschiedliche verwendete Anschlussgefäße (Venen, Arterien – Verbindung vom Transplantat zum Gewebe um den Defekt) hatten offensichtlich keine nennenswerten Auswirkungen. Damit konnte das Experten-Team nachweisen, dass sich die mikrochirurgische Gewebetransplantation zurecht als zuverlässige und bewährte Methode in der modernen MKG-Chirurgie etabliert hat.

Basis für Gesichtstransplantation

„Techniken, Materialien und Gerätschaften wurden in den letzten Jahren immer weiter optimiert, so dass der mikrochirurgische Gewebetransfer heute zu einem sicheren Rekonstruktionsverfahren insbesondere in der Tumorchirurgie zählt und überdies auch bei Prof. Devauchelles spektakulärer Gesichtstransplantation von einer Toten auf eine junge Frau erfolgreich zum Einsatz kam“, resümiert Prof. Esser die verbesserten Chancen durch Mikrochirurgie. Doch im Gegensatz zur Deckung von Gewebeverlusten durch beispielsweise Hundebiss oder Unfall (Trauma), ist bei der Wiederherstellung des Gesichts nach Tumorentfernung eine Fremdspende wie die Transplantation von Gesichtsteilen eines Toten ausgeschlossen. „Die gegen mögliche Abstoßreaktionen notwendige Immununterdrückung könnte eine Tumorneuentstehung bzw. Metastasenbildung begünstigen“, erläutert Prof. Esser. Nicht zuletzt aus diesem Grund steht man in Deutschland Gesichtstransplantationen insgesamt eher zurückhaltend gegenüber.

Weitere Informationen zur modernen MKG-Chirurgie: www.patienteninfo-mkg.de

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