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Brustkrebs ist keine Geschäftsidee: Frauengesundheitsorganisationen fordern Stopp des Missbrauchs

categories Allgemein, Frauen, Krebs   3. November 2011    

Die fortschreitende Kommerzialisierung und ökonomische Ausbeutung des Themas Brustkrebs ist eine Fehlentwicklung, der eine Reihe von Frauenorganisationen jetzt entschieden entgegen treten. Diagnostik und Therapie von Brustkrebs sind eng mit ökonomischen Interessen verknüpft. Eine begleitende kritische Bewertung ist grundsätzlich ratsam.


Besonders empörend war der aktuelle Trend im Oktober: Globale Konzerne und Firmen überbieten sich gegenseitig mit PR-Kampagnen und sammeln Spendengelder auch in Deutschland ein. Der Aufmerksamkeitsfaktor des Themas Brustkrebs steigert Verkaufzahlen und wird zur Marketingmaßnahme für Geschäfte und Profite umgemünzt. Einnahmen und Verwendung der Spenden sind selten transparent. Beispielhaft zeigen zwei aktuelle Kampagnen, wie die Krankheit zum Geschäftsmodell umfunktioniert wird.

Am 18. Oktober hat Pink Ribbon Deutschland auf dem Potsdamer Platz „die größte pinkfarbene Schleife in Deutschland“ gebunden.Im Schlepptau des „pink“ angestrahlten Brandenburger Tors durch den Kosmetikkonzern Estée Lauder wird die Aufmerksamkeit auf hochpreisige Kosmetika gelenkt. Die verständliche Deklaration von Inhaltsstoffen oder der Verzicht auf krebserregende Chemikalien in Kosmetika stehen dagegen nicht auf der Agenda. Lichtaktionen, bei denen öffentliche Gebäude rosa angestrahlt werden, nennt die Medizinsoziologin Samantha King schlicht Stromverschwendung. Wir sehen mehr Schaden als Gewinn für Frauen durch derartige Aktionen. Die Entwicklung, vorgeblich Wohltätigkeit auf Kosten kranker Menschen an geschäftliche Interessen zu koppeln, sehen wir mit Sorge.

Die Deutsche Krebshilfe, für die Spenden gesammelt werden sollten, und die eine Vorbildfunktion einnehmen muss, rufen wir auf, ihre Kooperationen kritisch zu überprüfen.

Was für Frauen grundsätzlich wichtig ist: 6 Punkte für den Umgang mit dem Thema Brustkrebs in Deutschland

  1. Öffentlich geförderte und transparente Forschung zu Ursachen der Krebsentstehung, Diagnostik und Therapie. Langfristige Nachbeobachtung von Forschungsergebnissen weit über vermarktungsrelevante Eckpunkte und fünf Jahre hinaus.
  2. Priorisierung der Vermeidung von Brustkrebs und anderen Krebserkrankungen. Schwerpunkt muss endlich der Abbau von Umweltbelastungen und Umweltgefährdungen sein. Keine Kooperationen und keine Annahme von Spenden von Unternehmen und Institutionen, die für die Erzeugung und Verbreitung von Karzinogenen verantwortlich sind.
  3. Bereitstellung evidenzbasierter Informationsangebote unter Beachtung höchster professioneller und ethischer Standards und unter Berücksichtigung von Kapazität und Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen. Informationsmaterialien zu den Themen Vermeidung, Screening, Diagnostik und Behandlung auf einer rationalen anstelle einer rein emotionalen Ebene.
  4. Transparente, zeitnahe und für Frauen verständliche Bewertung der Ergebnisse aus dem weltweit größten organisierten Mammographie-Screening-Programm in Deutschland. Frauen haben großes Interesse und Anspruch auf die Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Programm, um ihre Entscheidungen für oder gegen eine Teilnahme treffen zu können.
  5. Berücksichtigung von Brustkrebs als einem großen sozialen Problem für erkrankte Frauen und ihre Familien sowie angemessene wirtschaftliche Absicherung von an Krebs erkrankten Frauen.
  6. Transparente Offenlegung und Veröffentlichung der Interessenlage von Organisationen, die sich mit Brustkrebs und anderen gesundheitsbe­zogenen Themen befassen und/oder Spenden sammeln.

Weitere Informationen und Kontaktpartnerinnen unter:
www.frauengesundheit-berlin.de , www.akf-info.de , www.ffgz.dewww.bcaction.de , www.treffpunktkrebs.de www.wecf.eu , http://frauenrechte.de

Ansprechpartnerin: Karin Bergdoll, 2. Vorsitzende AKF  e.V. ( V.i.S.d.P.)

Anmerkung der Redaktion: Wir finden, dass mit dem Thema Brustkrebs und mit den Betroffen, viel zu viel Kommerz in der Zwischezeit getrieben wird. Wir sind der Meinung, im Mittelpunkt sollten die Menschen stehen, die leider davon betroffen sind. Der Fokus ist auf die Behandlung und die Forschung zu lenken, damit die Krankheit erst gar nicht ausbricht, beziehungsweise optimal behandelt wird, Nicht nur die Patienten selber sind die Leidtragenden sondern auch die Angehörigen.(ASTE)

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