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Therapie des Osteosarkoms: PZ Innovationspreis 2010 für Orphan DrugKrebs, Rund ums Kind 9. Oktober 2010 |
München / Eschborn, 9. Oktober 2010. Den 16. PZ Innovationspreis gewinnt in dieser Jahr ein Orphan Drug: Mepact® (Mifamurtid) überzeugte die siebenköpfige unabhängige Jury, weil mit dem Immunmodulator erstmals seit über 20 Jahren ein neues Medikament zur Behandlung des Osteosarkoms bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf den deutschen Markt gekommen ist.
Die Zusatztherapie mit Mepact® konnte in einer klinischen Studie die Gesamtüberlebensrate der jungen Patienten deutlich erhöhen. Anlässlich des Deutschen Apothekertages nahm Konstantin von Alvensleben, Geschäftsführer von Takeda Pharma, den Preis in München entgegen.
„Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung und sehen sie als Würdigung unseres Engagements im Bereich Onkologie. Auch in Zukunft konzentrieren wir unsere Forschungsbemühungen verstärkt auf dieses Therapiefeld, um neue, innovative Medikamente zu entwickeln“, sagte von Alvensleben. Mepact® ist zur Therapie hochmaligner, nicht metastasierender Osteosarkome bei Kindern ab zwei Jahren, Jugendlichen und jungen Erwachsenen indiziert.
Das Präparat wird nach der operativen Tumorentfernung als intravenöse Infusion in Kombination mit anderen Chemotherapeutika eingesetzt. Das synthetische Derivat des Muramyldipeptids regt das Immunsystem zur Freisetzung von inflammatorischen Zytokinen an, die gezielt die Mikrometastasen, z.B. in der Lunge, angreifen. Die Mikrometastasen in der Lunge sind die hauptsächliche Lokalisation der Krankheitsprogression und die primäre Todesursache bei Osteosarkom.
Mepact® kann das Leben der Tumorpatienten verlängern Professor Dr. rer. nat. Hartmut Morck, ehemaliger Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung, Eschborn, erläuterte, weshalb die Jury Mepact® zum Favoriten kürte: „Pro Jahr erkranken in der EU rund 1.200 meist junge Menschen an einem Osteosarkom. Dieser Knochentumor, der oftmals einen tödlichen Verlauf nimmt, ist selten. Daher hat Mepact® den Status eines Orphan-Arzneimittels erhalten. Wie eine klinische Studie, die in den USA durchgeführt wurde, belegt, kann die Zusatztherapie mit Mifamurtid die Gesamtüberlebensrate erhöhen und das relative Sterberisiko um 29 Prozent senken.“
Osteosarkome entstehen in der Regel aus Osteoblasten. Deswegen sind Kinder und Jugendliche in der Wachstumsphase am häufigsten von der Krankheit betroffen. Osteosarkome können sich in jedem Knochen manifestieren. Dies führt zu Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen. Die Überlebensrate für Kinder mit Osteosarkom liegt seit Mitte der 1980er-Jahre unverändert bei 60 bis 65 Prozent. Die Standardbehandlung war bislang eine Tumorresektion in Kombination mit einer Chemotherapie vor und nach dem chirurgischen Eingriff. An der Zulassungsstudie für Mepact® (INT-0133) nahmen 662 Osteosarkom-Patienten teil. Nach chirurgischer Entfernung des Tumors erhielten diese entweder Mifamurtid zusätzlich zu einer adjuvanten Chemotherapie mit drei oder vier Wirkstoffen (Doxorubicin/Cisplatin/Methotrexat mit oder ohne Ifosfamid) oder die alleinige Chemotherapie.
Ein Kurzinterview von Prof. Dr. med. Stefan Burdach:
Redaktion:
Die forschende Pharmaindustrie hat viele Entwicklungspotenziale um seltene Erkrankungen zu erforschen?
Burdach:
Aus Sicht des Kinderarztes hat die Pharmaindustrie die Aufgabe sich um seltene Erkrankungen, insbesondere die des Kindes zu kümmern und Therapien zu entwickeln die den betroffenen Kindern und Jugendlichen helfen und wieder zu heilen.
Redaktion:
Welche Therapieoptionen gibt es bei Knochenkrebs, ein neues Medikament?
Burdach:
Ja, Mepact® wurde speziell für Kinder ab zwei Jahren, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene entwickelt. Wobei die Tendenz 1,5: 1 Jungen/Mädchen ist. Das ereignisfreie Gesamtüberleben liegt bei immerhin 65 Prozent.
Große Erfolge erzielten wir zwischen 1970 und 1985 durch die Einführung der Chemotherapie, Leider ist diese Behandlung sehr giftig und es besteht eine Langzeittoxizität. Deshalb ist die Entwicklung dieses Medikamentes für die Patienten ein Riesenfortschritt in der Krebstherapie. Leider sind stellenweise immer noch Amputationen nötig um das Überleben der Patienten zu gewährleisten.
Redaktion:
Das neue Medikament Mepact® hab bestimmt auch Nebenwirkungen?
Burdach:
Die Nebenwirkungen halten sich relativ gering und beschränken sich auf Kopf-und Gliederschmerzen und Grippeähnliche Symptome. Da die Nebenwirkungen sehr mild sind, kan die Behandlung der Kinder ambulant durchgeführt werden.
Quelle: PZ Innovationspreis Verleihung in München, Takeda Pharma,
Text: A.Stein
Bilder: A.Stein und Takeda Pharma