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Schilddrüsen-OP ohne sichtbare Narbe

categories Allgemein   8. Oktober 2010    

Agatharied, 5.10.2010. Die Schilddrüsenoperation ohne sichtbare Narben ist eine Neuheit in der Chirurgie und eine Entwicklung aus Deutschland. Die im Krankenhaus Agatharied, Lehrkrankenhaus der Ludwig Maximilians Universität München, von Pro-fessor Dr. Hans Martin Schardey und Oberarzt Dr. Stefan Schopf entwickelte und in einer klinischen Studie erprobte Methode wurde jetzt im World Journal of Surgery  publiziert.

Zusammen mit Abteilungen der Universitäten München und Hamburg haben Prof. Schardey und Team einen neuen Operationsansatz entwickelt und erprobt, der den Zugang zur Schilddrüse über einen kleinen Schnitt im Haaransatz hinter dem Ohr er-möglicht. Diese Technik hinterlässt keine sichtbare Narbe, weil die Region durch die Haare der Kopfhaut bedeckt wird.

Der herkömmliche operative Zugang zur Schilddrüse erfolgt durch einen quer ange-legten Halsschnitt von 4-10 cm Länge. „Obwohl diese Wunde in der Regel gut ver-heilt, bleibt die Narbe im vorderen Bereich des Halses immer sichtbar, besonders wenn sich Keloid-Probleme ergeben. Außerdem wird der Schnitt in die Kehle, eine der empfindlichsten Stellen des menschlichen Körpers, als besonders unangenehm empfunden“, so Prof. Schardey.

Ein weiterer Vorteil des neuen Zugangs ist, dass auf dem Weg zur Schilddrüse kein Muskel durchtrennt werden muss. Der Operationsweg erfolgt über einen natürlichen Raum zwischen den Halsmuskeln, in dem Gefäße, Nerven und andere Strukturen gut erkennbar sind. Zusätzlich wird ein Neuromonitoring, eine neue Technik zum Schutz der drei Nerven N. vagus, N. laryngeus recurrence und R. externus N. laryngeus supe-rior, eingesetzt. Der dorsale Zugang ermöglicht einen im Vergleich zu anderen endo-skopischen Verfahren deutlich besseren Blickwinkel auf den Nervus recurrence und die Nebenschilddrüsen, die bei dem Eingriff sicher geschont werden müssen.

Die Idee, die Schilddrüse ohne sichtbare Narbe zu operieren, wurde bereits 1999 ge-boren. Nach intensiven Grundlagenuntersuchungen in der Anatomie und im Tierver-such startete das Team im Jahr 2004 mit den weiterführenden Studien. Die ersten Daten wurden 2008 mit einer Publikation in Surgical Endoscopy  veröffentlicht. Die klinische Machbarkeitsstudie wurde 2006 von der Ethikkommission genehmigt. Die in der klinischen Anwendung primär auftretenden Probleme konnten schrittweise gelöst werden.

Im April diesen Jahres wurde die Methodik noch einmal bezüglich der Sicherheit ent-scheidend verbessert. Dies führte in der Folge zu einer zusätzlichen deutlichen Reduk-tion der Operationszeit auf bis zu einem Viertel, so dass sie jetzt in die klinische Rou-tine des Krankenhauses aufgenommen wurde. “In der Entwicklung der neuen Technik stand die Sicherheit der Patienten immer an erster Stelle“, so Dr. Schopf.

Die Operation an der Schilddrüse zählt zu den häufigsten überhaupt. Allein in Deutschland werden jährlich ca. 110.000 Schilddrüsen operiert. Mit dem Fortschreiten der sogenannten minimalinvasiven Operationstechniken wurden auch für die Operation der Schilddrüse verschiedene Ansätze entwickelt, um die Narbe möglichst klein zu halten. Die Techniken reichen von solchen, die weiterhin einen Schnitt von 2,5 cm im vorderen Halsbereich beinhalten, bis hin zu Ansätzen über die Achselhöhle, die Brust oder Kombinationen von beiden.
“Wir wissen, dass viele Frauen keinen Schnitt im Hals- oder Brustbereich haben möchten. Aus diesem Grund haben wir einen Zugang gesucht und gefunden, der den Einschnitt in sensible Bereiche wie Hals oder Brust vermeidet“, so Oberarzt Dr. Stefan Schopf.

Ende Juni 2010 wurde die neue Schilddrüsen OP erstmals “ live“ demonstriert. Einge-laden waren die Referenten des 3. Agatharieder Schilddrüsen-Symposiums, Rottach-Egern, das unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Visceralchirurgie (DGAV) stattfand.

weitere Informationen unter:
Prof. Dr. H.M. Schardey
Dr. S. Schopf
Krankenhaus Agatharied
Lehrkrankenhaus der Ludwig Maximilians Universität München
Tel: 08026-3934368
Schardey@khagatharied.de

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