19
Okt

MS-Therapie – frühzeitig und mit Langzeit-Perspektive

categories Allgemein, Multiple Sklerose   19. Oktober 2010    

Einen unbestritten hohen Stellenwert, bei der Behandlung der Multiplen Sklerose, hat immer noch die Basistherapie mit Interferon. Die zuverlässige Wirkung auf die MS-Symptome rückt zusehends auch die kognitiven Beeinträchtigungen durch die Krankheit MS in den Fokus. Auf der Neurowoche 2010 in Mannheim wurden auch die Langzeiterfahrungen für die Therapieentscheidungen mit besonderem Stellenwert betrachtet.

Professor Dr. Heinz Wiendl aus Münster betrachtet die Multiple Sklerose als Prototyp einer entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems. Bei der Behandlung setzen die Mediziner auf Immunmodulatoren, wobei nach Prof. Dr. Wiendl Interferon beta-1b (Betaferon®) als Mittel der Wahl für die verschiedenen Krankheitsformen ist wie:
schubförmige- remittierende MS
sekundäre – progrediente MS
Klinisches isoliertes Syndrom (CIS)

Die Suche nach den Biomarkern ist unter anderem ein Forschungsschwerpunkt, zumal sich mit deren Hilfe ein Ansprechen der Therapie bei den Patienten vorhersagen lässt.

Über 16 Jahre Langzeiterfahrungen

Neben der guten klinischen Wirksamkeit ist für Interferon beta-1b auch ein gutes Sicherheitsprofil dokumentiert worden. Daten von über 16 Jahren liegen in der Zwischenzeit vor. Damit stellen die 16-Jahresdaten der RRMS-Zulassungsstudie in Bezug auf diesem Parameter die größte Langzeitbeobachtungsstudie eines krankheitsmodifizierenden Medikaments zur MS-Behandlung dar.Laut Privatdozent Dr.Andrew Chan zeigen diese Daten, dass Patienten, die nur kurzfristig (unter 1,6 jahren) mit Interferon beta-1b behandelt worden waren, ein deutlich höheres Risiko hatten, eine EDSS (Expanded Disability Status Scale) von 6,0 zu erreichen als Patienten, die den Immunmodulator über einen längeren Zeitraum (1,6 bis 12,8 Jahre) erhielten.Patienten die eine kurze Behandlungsdauer hatten und bei denen eine sekundär- progrediente MS diagnostiziert waren anteilig höher, als unter einer langfristigeren Therapie mit Interferon beta-1b. Die Auswertungen der 16-Jahresdaten erbrachte auch keine neuen unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Die als immunsuppressiv einzustufenden Wirkstoffe, die ursprünglich für die Onkologie und bei Organtransplantationen entwickelt worden waren, ist eine klare Nutzen-Risiko-Bewertung noch nicht etabliert worden. Es wird weitere Facharztgruppen nötig sein um das zukünftige Therapiesetting dieser Wirkstoffe auch durch ein zusätzliches Monitoring zu prüfen.

Kognition im neuen Licht

In einer weiteren Langzeitstudie wurden CIS-Patienten über einen Zeitraum von fünf Jahren untersucht. Dabei wurde in einer ersten zweijährigen Studienphase placebokontrolliert mit dem Immunmodulator behandelt und für die Frühtherapie eine Reduktion der Schubrate belegt. Anhand der PASAT (Paces Auditory Serial Addition Test) wurde nachgewiesen, dass die kognitive Leistungsfähigkeit der Patienten gegenüber einem verzögerten Therapiebeginn besser erhalten bleibt. Voraussetzung ist die frühzeitige Behandlung mit Interferon beta-1b.

“Etwa 20 Prozent der MS-Patienten zeigen bereits im Frühstadium der Erkrankung Defizite in bestimmten Domänen der Kognition wie der Aufmerksamkeit, dem Gedächtnis oder der planenden Handlungskontrolle”, erklärte Privatdozent Dr. Michael Haupts, Isselburg. Die BENEFIT-Studie hat nach seinen Worten gezeigt, dass sich die kognitiven Fähigkeiten unter Interferon beta-wb über den gesamten Studienzeitraum von fünf Jahren besser erhalten bleiben als in der Kotrollgruppe, die in den ersten zwei Studienjahren statt des Immunmodulators Placebo erhalten hatten.

Neuroprotektion – auf der Suche nach effektiven Strategien

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Suche nach Strategien, mit denen die Neuroprotektion bei der MS sich realisieren lässt.Dabei geht es darum, dass die bei Immunmodulatoren wie Interferon beta-1b in Studien nachgewiesenen eindämmenden Effekte auf die Entzündungsaktivität zu nutzen und dabei möglichst auch neuroprotektive Effekte zu erzielen, so Professor Dr. Peter Rieckmann, Bamberg. Die Erkrankung verläuft meist progredient und ist durch einen Abbau des Myelins und eine Reduktion der axonalen Integrität gekennzeichnet. Es fehlen bislang noch eindeutige Kriterien, um neuroprotektive Effekte nachweisen zu können, doch gibt es andererseits Hinweise, dass die verfügbaren Therapieoptionen durchaus auch in dieser Hinsicht effektiv sein können. So scheint die Behandlung mit Interferon beta-1b die Expression antioxidativ wirksamer Verbindungen hochzuregulieren. “Damit können die Axone möglicherweise vor oxidativen Stress geschützt werden”, erklärt der Neurologe. Damit aber scheint eine Hemmung der weiteren Destruktion von Axonen verbunden zu sein, was, sofern sich die Beobachtungen eindeutig nachweisen lassen, nach Rieckmann einem neuroprotektiven Effekt gleichkommen dürfte.

Darauf, dass solche Wirkungen von Interferon beta-1b nicht von der Hand zu weisen sind, deuten auch die Daten der BENEFIT-Studie (Betaferon®/Betaseron® in Newly Emerging Multiple Sclerosis For Initial Treatment) an, in der unter anderem eine Hemmung der Behinderungsprogression unter Interferon beta-1b gezeigt wurde.
Quelle: Pressekonferenz Bayer Vital GmbH, Mannheim, September 2010Text©: A.Stein

Kommentare

Die Kommentarfunktion für diesen Beitrag wurde deaktiviert.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies und dem Einsatz von Google Analytics zu. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen