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Richtige Behandlung von Handekzemen

categories Allgemein, Haut   10. März 2009    

In Deutschland sind cirka zehn Prozent der Bevölkerung von Handekzemen betroffen, wobei es einen Anteil von 5-7% geschätzter schwerer chronischer Handekzeme gibt. Unter einem chronischen Handekzem versteht man eine entzündliche, häufig rezidivierende oder anhaltende Erkrankung der haut, die weitgehend oder ausschließlich auf die Hände begrenzt ist.

Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) hat nun eine Leitlinie für die richtige Behandlung von Handekzemen erarbeitet und am Donnerstag, 19 März in Berlin vorgestellt. Die vorliegende Leitlinie hat das Ziel, Diagnostik, Therapie und die damit verbundene Beratung zu standardisieren, erklärte Prof. Dr. Thomas Diepgen vom Universitätsklinikum Heidelberg.“ Sie ist für die Hautärzte und Patienten zugleich Hilfestellung und Qualitätskriterium“.

Gerade in der Gesundheitsökonomie und in der Sozialmedizin haben Handekzeme eine große Bedeutung, referierte Prof. Dr. Peter Elsner aus Jena. Gerade bei einigen Berufsgruppen wie zum Beispiel Friseure, Bäcker oder Floristen treten sie verstärkt auf und stehen seit Jahren an der spitze der Berufskrankheiten. Nicht nur dass die Patienten sehr unter ihren juckenden und offenen, oft schmerzhaften Rhagaden, Fissuren und Erosionen leiden, Ihre Lebensqualität ist dadurch extrem eingeschränkt. Nicht nur das die Betroffenen durch den oft quälenden Juckreiz unter Stress und Schlaflosigkeit leiden – die Angehörigen leiden dadurch oft mit. Nicht zu verachten sind die daraus folgenden sozialen Ängste und eventuell Phobien, Schamgefühl und daraus folgendem mangelndem Selbstvertrauen. Die Therapie dieser schweren Erkrankung stellt hohe Anforderungen an den Dermatologen. „ Erste Hilfestellung für den Hautarzt bei Diagnose, Therapie und Prävention in Form einer DDG- Leitlinie war damit erforderlich“, sagte Prof. Elsner.

Fortschritte in der Forschung

„ Die bisherige Therapie des chronischen Handekzems gliedert sich in drei Phasen“, so Prof. Thomas Luger aus Münster. „Zunächst muss mit dem Patienten nach Verhaltensregeln gesucht werden, um den Kontakt mit dem Auslöser zu vermeiden. Bleibt die Ursache unbekannt oder ist eine Vermeidung des auslösenden  Agens nicht vollständig möglich, ist eine topische antientzündliche Therapie mit Kortikosterioden, Calcineurininhibitoren oder eine Lichttherapie notwendig. Reichen diese Maßnahmen der ersten beiden Phasen nicht aus, werden bislang vor allem systemische Immunsuppressiva eingesetzt, die zum Teil erhebliche Nebenwirkungen verursachen.“

Die Experten wiesen darauf hin, dass große klinische kontrollierte Studien zur Wirksamkeit selbst etablierter, häufig angewendeter Therapieoptionen bislang fehlen. Die sogenannte BACH-Studie (Benefit of Alitretinoin in Chronic Hand Eczema) bildet hier die einzige Ausnahme, es ist die größte (über 1.000 Patienten eingeschlossen) randomisierte und kontrollierte Studie, die bisher zum chronischen Handekzem durchgeführt wurde. Bei dieser Studie wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Wirkstoffs Alitretinoin nachgewiesen.“ Für die DDG stellt die Entwicklung von Alitretinoin einen wesentlichen Fortschritt für eine effektive und evidenzbasierte Therapie des schweren chronischen und refräktären Handekzems dar“, betonte Luger.

Die Häufigkeit allergischer Erkrankungen hat sich in den letzten Jahren stark vermehrt und sind – wie der Diabetes mellitus – inzwischen zu Volkskrankheiten geworden. Deshalb ist für eine adäquate Therapie bzw. Rezidiv-Prophylaxe eine ausreichende allergologische Diagnostik erforderlich, welche aber durch die neuen, seit 1. Januar 2009 geltenden Änderungen unter das neue EBM in das Regelleistungsvolumen fällt (RLV) und somit eine nur annähernd kostendeckende Honorierung eines Allergietests (Epikutantest) nicht mehr gewährleistet.

Es ist daher zu befürchten, dass in naher Zukunft notwendige Epikutantestungen nicht mehr durchgeführt werden und somit Kontaktallergien in vielen Fällen unentdeckt bleiben , weil die Patienten mangels Kenntnis die Kontaktstellen für die Allergien nicht meiden können. Dadurch entstehen auf Dauer der Solidargemeinschaft weitere Kosten durch die Chronifizierung der Hautkrankheit.

Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) startet ein Registerprojekt für das Krankheitsbild „Chronisches Handekzem“ (CHE). Ziel des Projektes sind die strukturierte Erhebung bisher fehlender Daten, um neue Erkenntnisse zu Ursache, Therapie und Prognose von Handekzemen zu erhalten. Das Therapieverhalten der behandelnden Dermatologen in Deutschland bei den Patienten soll untersucht werden, da es ein solches Register außerhalb Deutschlands nicht existiert.

Zeitraum des Projekts: 2 Jahre und 2. Patienten sollen darin eingeschlossen werden

Teilnahmebedingungen: Dermatologen aus Klinik und Praxis

Die erhobenen Daten werden über die Projektlaufzeit an insgesamt 6 Untersuchungsterminen pseudonymisiert in einer Datenbank registriert. Nach Erstuntersuchung folgen noch 5 weitere Kontrolltermine in verschiedenen Abständen (nach 3, 6, 12, 18 und 24 Monaten)

Für weitere Informationen:
Universitätsklinikum Heidelberg
Abteilung Klinische Sozialmedizin
Prof. Dr. Thomas Diepgen
Thibautstraße 3
69115 Heidelberg
Tel:  06221-568750
Fax: 06221-565019
E-Mail: thomas.diepgen@med.uni-heidelberg.de

Quelle: Pressekonferenz Berlin DDG, März 2009

Text©: ASTe

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