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Parkinson-Therapie: Pflaster ermöglicht konstante Wirkstoffabgabe über die Haut

categories Parkinson   30. Juni 2007    

Hamburg. Wenn es schwerer fällt, von einem Stuhl aufzustehen, wenn die Handschrift kleiner wird und die Stimme leiser, wenn beim Gehen Gleichgewichtsprobleme auftreten und die Hand zittert, obwohl sie entspannt aufliegt, können dies erste Symptome einer beginnenden Parkinson-Erkrankung sein.

Ein frühzeitiger Besuch beim Neurologen kann dann helfen, eine immer noch häufig zu beobachtende Odyssee durch verschiedene Facharztpraxen und falsche Diagnosen zu vermeiden. Die Krankheit, benannt nach dem englischen Arzt James Parkinson, der die so genannte Schüttellähmung 1817 erstmals beschrieb, beginnt meist zwischen dem 55. und 65. Lebensjahr. Betroffen sind etwa zwei Prozent der Bevölkerung im Alter von mehr als 65 Jahren, aber immerhin 15 Prozent zeigen zumindest Parkinson-Symptome wie Unterbeweglichkeit, Zittern und Muskelsteifigkeit.

Verursacht wird die Krankheit, an der neben anderen bekannten Persönlichkeiten auch Papst Johannes Paul II. litt, durch degenerative Prozesse im Mittelhirn, die zu einem Mangel an Dopamin führen, einem nicht nur für die Motorik wichtigen Botenstoff. Hier setzt die Parkinson-Therapie an, indem sie das Dopamindefizit durch Ersatzstoffe auszugleichen sucht. Verabreicht wurden die als Dopaminagonisten bezeichneten Dopaminnachahmerstoffe bislang oral: Bis zu acht Mal pro Tag mussten Patienten in möglichst exaktem Rhythmus ihr Medikament einnehmen. Dabei blieben trotz regelmäßiger Einnahme Wirkungsschwankungen nicht aus, wie 80 Prozent der Patienten in einer kürzlich durchgeführten Befragung beklagten.

Abhilfe verspricht hier ein neuartiges, von dem deutschen Arzneimittelhersteller Schwarz Pharma entwickeltes Pflaster, das bereits seit einem Jahr bei Neupatienten im Einsatz ist, nun aber auch für Langzeitpatienten zugelassen wurde. Sein Vorteil: Das Parkinson-Pflaster muss nur einmal am Tag geklebt werden, gibt seinen Wirkstoff aber gleichmäßig über einen 24-Stunden-Zeitraum ab. Ein weiterer Vorteil liegt aus Patientensicht darin, dass das Wirkstoffpflaster zeitlich unabhängig von Mahlzeiten angewendet werden kann.

Verpackung und Anwendung wurden wegen der motorischen Probleme vieler Parkinson-Patienten zudem möglichst einfach gestaltet: Der Patient muss nur eine leicht zu lösende Schutzschicht entfernen und das Pflaster anschließend mit der warmen Hand 30 Sekunden gut auf die Haut aufdrücken. Außerdem besteht die Möglichkeit, das Pflaster an verschiedenen Körperstellen aufzukleben, berichtet Dr. Ilona Csoti, die das Präparat als Chefärztin des Parkinson-Zentrums Gertrudisklinik in Biskirchen bereits seit einem Jahr getestet hat und eine “rollierende Applikation” empfiehlt, um Hautempfindlichkeiten vorzubeugen. Dabei werden verschiedene Klebestellen an Oberschenkel, Bauch, Oberarm und Flanken von eins bis 14 durchnummeriert, so dass jede Klebestelle nur alle zwei Wochen in Kontakt mit dem Pflaster kommt. Wurde das Wechseln des Pflasters einmal vergessen, sei das nicht weiter tragisch: “Einfach das alte abnehmen und ein neues an die nächste Stelle kleben“, zeigt sich die Parkinson-Spezialistin von der Anwendungsfreundlichkeit des Pflasters überzeugt. Auch Duschen, Schwimmen und Sporttreiben sei wie gewohnt möglich. Allerdings sei das Pflaster nur auf gesunder, trockener und sauberer Haut anzuwenden, rät Dr. Ilona Csoti. Außerdem sollte die Verwendung von Hautpflegeprodukten vor der Anwendung des Pflasters vermieden werden, um die Wirkstoffabgabe nicht zu gefährden.

Professor Dr. Andrés Ceballos-Baumann, Chefarzt am Zentrum für Parkinson und Bewegungsstörungen des Neurologischen Krankenhauses München, unterstreicht zudem die gute Verträglichkeit des neuen Wirkstoffs Rigotonin. Rigotonin sei ein so genannter non-ergoliner Dopaminagonist: “Die Eigenschaft ‚non-ergolin’ ist insofern wichtig, als die ergolinen Dopaminagonisten jüngst mit einem erheblichen Risiko von Herzklappenveränderungen in Verbindung gebracht wurden.

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