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Volkskrankheit Parkinson: Behandlungsmethoden im fortgeschrittenen Stadium

categories Parkinson   26. November 2013    

Etwa 250.000 Menschen leiden gegenwärtig in Deutschland an Morbus Parkinson, einer der häufigsten Erkrankungen des Nervensystems. Jährlich kommen rund 13.000 neu Erkrankte hinzu, schätzen Experten. Im Zuge der demographischen Entwicklung in Deutschland wird damit Parkinson mehr und mehr zu einer Volkskrankheit.

Meist tritt das Leiden im Alter von 55 bis 65 Jahren auf, manchmal auch bereits in jüngeren Jahren.

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch eine Zerstörung von Nervenzellen ausgelöst wird, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Dopamin spielt eine zentrale Rolle bei Bewegungsabläufen in unserem Körper.

Typische Anzeichen  von Parkinson sind Zittern im Ruhezustand, verlangsamte Bewegungen, Steifigkeit von Armen und Beinen oder des Rumpfes, vorgebeugte Haltung sowie Gleichgewichtsstörungen. Die Symptome beginnen typischerweise auf einer Körperhälfte. Die Mimik der Betroffenen ändert sich, so dass eine gewisse Starre in die Gesichtszüge kommt. Parkinson hat einen sehr individuellen Verlauf, bei dem jeder Patient unterschiedliche Symptome entwickelt.

Bei manchen Menschen beginnt Parkinson damit, dass sie einfach nur müde und abgeschlagen sind. Andere fühlen sich zittrig und haben Probleme, vom Stuhl aufzustehen. Leises Sprechen, eine spinnenartige Handschrift und Veränderungen in der Mimik können weitere Anzeichen sein, ebenso Depressionen sowie Geruchs- und Schlafstörungen.  Zu den frühen Symptomen zählen außerdem Missempfindungen oder Schmerzen im Nacken und Rücken oder im Bein oder Arm. Parkinson wird oft erst nach Jahren erkannt, da die vier typischen Anzeichen erst auftreten, wenn bereits 70 % des Dopamins fehlen.

Bis heute wurden keine Mittel zur Vermeidung und Heilung von Parkinson gefunden. Doch bei rechtzeitiger Diagnose und  Behandlung können Medikamente die Symptome eingrenzen und eine gute Lebensqualität erhalten. Diese Medikamente zielen darauf ab, den Verlust von Dopamin im Gehirn auszugleichen oder das Gleichgewicht zwischen bestimmten Botenstoffen (Dopamin, Acetylcholin, Glutamat) wieder zu verbessern.

Trotzdem erreichen viele Patienten irgendwann eine Phase, in der die Behandlung mit Tabletten und Kapseln nicht wirkungsvoll ist. Etwa 20 % der Betroffenen, das sind in Deutschland etwa 50.000 Menschen, befinden sich in diesem fortgeschrittenen Stadium. Für die Phase des „fortgeschrittenen Morbus Parkinson“,  gibt es derzeit drei mögliche Therapien, über die sich jeder Betroffene bereits frühzeitig informieren sollte. Sie haben das Ziel, die Selbstständigkeit des Patienten zu erhalten und seine Lebensqualität zu steigern.

Alle drei Behandlungsmethoden ­-  die kontinuierliche Apormorphin-Infusion, die kontinuierliche L-Dopa-Infusion sowie die Tiefe Hirnstimulation  – stellen unterschiedliche Anforderungen an den Patienten und seine Angehörigen. Bei den kontinuierlichen Infusionen mit Apomorphin und L-Dopa kommen Medikamentenpumpen zum Einsatz, die erst nach entsprechender Schulung bedient werden können. Beide Methoden können vorab auf ihre Wirksamkeit getestet werden. Die Apormorphinpumpe transportiert eine Art Ersatzstoff für das Dopamin (Apormorphin) direkt unter die Haut. Das erfordert das tägliche Einstechen einer Nadel in die Haut.

Bei der Tiefen Hirnstimulation (THS) und der kontinuierlichen L-Dopa-Infusion sind operative Eingriffe im Krankenhaus notwendig. Bei der THS werden zwei Elektroden ins Gehirn vorgeschoben. Sie sind über Kabel mit einer Art „Hirnschrittmacher“ verbunden, der kleine elektrische Impuls an das Gehirn abgibt. Ziel der Behandlung ist,  die Bewegungsstörungen zu verbessern und Wirkungsschwankungen zu mindern. Bei  extremem Tremor (Zittern) ist diese Therapie erfolgreich.

Bei der dritten möglichen Therapie, der kontinuierlichen L-Dopa-Infusion, wird eine Sonde durch die Bauchdecke in den Dünndarm gelegt. Dadurch kann L-Dopa gleichmäßig und fein dosiert über eine Pumpe in den Dünndarm abgegeben werden, wo es über das Blut in den Körper gelangt. So lässt sich auch die ungleichmäßige Magenentleerung umgehen, die im fortgeschrittenen Stadium auftreten kann und die die Wirkspiegelschwankungen begünstigt, wenn Tabletten eingenommen werden. Durch die Pumpe können 60 bis 70 % der Motorik verbessert werden. Die Patienten sind dann oft für lange Zeit des Tages beschwerdefrei. Text: ANZI

Adressen und Links:

Deutsche Parkinson Vereinigung e.V. – dPV
www.parkinson-vereinigung.de

Montag bis Freitag von 8 bis 14 Uhr
Tel: 02131/740 270
E-Mail: bundesverband@parkinson-mail.de

Kompetenznetz Parkinson
www.kompetenznetz-parkinson.de

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