Pixabay: Rote Ginseng Blüte
Roter Ginseng, weißer Ginseng: Zwei verschiedene Arten von Ginseng? Nein. Was sie unterscheidet, sind ihr Erntezeitpunkt und ihre Verarbeitung danach. Beides wirkt sich direkt auf die Wirksamkeit der koreanischen Heilpflanzenwurzel aus.
Roter und weißer Ginseng sind nicht, wie oft angenommen, zwei unterschiedliche Pflanzen, sondern unterscheiden sich lediglich durch die Verarbeitung nach der Ernte. Gemeinsam ist beiden Varianten die biologische Spezies: Panax ginseng C. A. Meyer. Sie ist die pharmazeutisch relevanteste aller Ginsengarten. Ihre leicht rötliche Färbung erhalten die Wurzeln durch ein schonendes Dämpfungsverfahren nach der Ernte.
Von Natur aus weiß
Als weiß bezeichnet wird die natürliche, hellgelbe Farbe der koreanischen Wurzel, in der sie geerntet wird. Jahrhundertelang wurde Ginseng in dieser natürlichen Färbung in getrockneter Form verwendet. Doch den langen Schiffweg nach China zum Beispiel überstanden die Wurzeln nicht immer schimmelfrei. Die Koreaner entdeckten die Lösung vor rund 1.000 Jahren in der Konservierung mit Wasserdampf. Dass diese dem Ginseng eine deutlich breitere und intensivere Wirksamkeit verleiht, war eine positive Nebenentdeckung und ist inzwischen hinlänglich belegt.
Was Ginseng zum Erröten bringt
Das Erhitzen mit Wasserdampf ist eine uralte Konservierungsmethode. Beim Ginseng werden dafür in der Regel nur Wurzeln verwendet, die mindestens 6 Jahre in der Erde gereift sind. Durch das schonende Dämpfungsverfahren erhalten die Wurzeln ihr rötliches Aussehen, weil der in ihnen enthaltene Zucker durch die Wärme karamellisiert – Hobbyköche kennen diese Reaktion. Was der natürlichen Konservierung dient, hat noch einen weiteren wichtigen Pluspunkt: Es erhöht die gesundheitsfördernde Wirkung.
Gesundheitlich noch wertvoller
Denn während der Dämpfung läuft in den Wurzeln eine ganze Reihe biologischer Prozesse ab. Im Zuge dessen verändert sich der Aufbau einiger der sogenannten Ginsenoside, der Hauptwirkstoffe des Ginsengs. Indem sich ihre molekulare Struktur umwandelt, werden sie noch wertvoller für unsere Gesundheit. Zudem bilden sich durch den Dämpfungsprozess zusätzliche gesundheitsfördernde Ginsenoside.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Wirkstoffe des roten Ginsengs stärker zur Aktivierung des Immunsystems beitragen als die des weißen. Darüber hinaus hemmen sie Entzündungsreaktionen und können körpereigene Heilungsprozesse unterstützen. Auch bei der Abwehr der berüchtigten freien Sauerstoffradikale, die den Körperzellen bekanntlich große Schäden zufügen, erweist sich roter Ginseng als effektiv.
Besonders wirksam ist koreanischer roter Ginseng in reiner und hoher Konzentration, wie er in der Apotheke oder im Reformhaus erhältlich ist.
Gesundheitliche Auswirkungen von Ginseng auf den Energiestoffwechsel (8)
Eine Studie aus dem Jahr 2021 hat gezeigt, dass bestimmte Stoffe des Roten Ginsengs sich positiv auf den menschlichen Energiestoffwechsel auswirken. Das „Langlebigkeitsenzym“ mit dem wissenschaftlichen Namen Sirtuin-1 sorgt in unserem Körper dafür, Zellschäden zu verhindern. Die Ginsengwirkstoffe aktivieren dieses Enzym. Dadurch wird der Energiestoffwechsel im Körper gefördert, und die Zellen sind besser vor negativen Einflüssen geschützt. Die Einnahme von Ginseng kann laut dem australischen Biologen Dr. David A. Sinclair sogar den Prozess des Alterns verzögern, indem der DNS-Schaden begrenzt wird, der unter anderem durch ungesunde Ernährung und Umweltgifte entsteht.
Roter Ginseng senkt Entzündungswerte u.a. bei Rheuma erheblich (9)
Die Ursachen für entzündliche Erkrankungen sind unterschiedlich, ebenso wie ihre Behandlung. Zu den chronischen entzündlichen Erkrankungen zählen u. a. Gicht und Rheuma. Entzündungen lassen sich jedoch durch Ernährung und Lebensstil beeinflussen. Hoffnung liefert aktuell eine uralte asiatische Heilpflanze. Seit etwa zehn Jahren wird die Ginsengwurzel verstärkt auf ihre entzündungshemmenden Eigenschaften hin erforscht. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass die Einnahme von Rotem Ginseng Entzündungswerte im Körper erheblich senken kann. Dabei schneidet Panax ginseng im Vergleich mit anderen natürlichen Heilmitteln besonders gut ab. Bei Untersuchungen sanken die Entzündungswerte um durchschnittlich 96 %.
Roter Ginseng – eine offizielle Heilpflanze (10)
Roter Ginseng – auch bekannt als Echter Ginseng (Panax Ginseng) – wurde von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und der WHO als wirksame Heilpflanze anerkannt. Und nicht nur das: Roter Ginseng ist eines von nur vier bestätigten Adaptogenen. Unter anderem wird der asiatischen Heilpflanze bescheinigt, sich positiv auf blutchemische Parameter wie Glukose, Lactat-Pyrovat, Sauerstoffverbrauch und die Lungenfunktion sowie das Gedächtnis und das Herz-Kreislauf-System auszuwirken. Das dadurch gesteigerte Wohlbefinden und die Verbesserung mentaler und sensomotorischer Fähigkeiten unterstützen die Überwindung von Lethargie, wirken nachweislich bei Burn-Out-Syndromen und – auch tumorbedingter – Fatigue.
Pflanzliche Unterstützung bei Long COVID (11)
Nicht nur Tumorpatienten leiden häufig unter dem Fatigue-Syndrom. Laut WHO gehört die chronische körperliche Erschöpfung zu den häufigsten Symptomen von Long Covid. Wer aufgrund von Long Covid an chronischer Erschöpfung leidet, ist meist im Alltag stark beeinträchtigt. Das Problem: Auch für Ärzte ist das Erschöpfungssyndrom noch immer eine Herausforderung, da es bisher keine schulmedizinische Therapie gibt, die nachweislich die Symptome der Betroffenen mildert. Abhilfe können dann pflanzliche Heilmittel verschaffen, wie etwa Baldrian, Guarana oder auch Ginseng, der als Adaptogen dem Körper dabei hilft, sich Stresssituationen anzupassen.
Alleskönner Adaptogene (12)
Adaptogene sind Heilpflanzen. Sie zeichnen sich durch ihr breites Wirkspektrum aus. Dafür passen sich Adaptogene stets an die individuellen Bedürfnisse des Körpers an. Das geht, weil adaptogene Wirkstoffe die Ausschüttung der beiden Stresshormone Kortisol und Adrenalin regulieren. So tragen sie dazu bei, dass der Körper angemessener auf stressige Belastungen reagieren und deren negative Auswirkungen besser kompensieren kann. Wer erschöpft ist, dem verhelfen sie zu mehr Ausdauer und Energie. Nimmt man sie bei Unruhe und Angespanntheit ein, können Adaptogene dazu beitragen, die Nerven zu beruhigen und Entspannung zu fördern. Also keine Zauberei, sondern echte Wissenschaft.
Ginseng in Rot oder Weiß (13)
Roter Ginseng, weißer Ginseng: Was die Farbe des Ginsengs beeinflusst, ist der Erntezeitpunkt und die Verarbeitung danach. Beides wirkt sich direkt auf die Wirksamkeit der koreanischen Wurzel aus. Jahrhundertelang wurde Ginseng in seiner natürlichen Färbung (weiß) in getrockneter Form verwendet. Doch den langen Schiffweg nach China zum Beispiel überstanden die Wurzeln nicht immer schimmelfrei. Das Erhitzen mit Wasserdampf ist daher seit langem eine bewährte Konservierungsmethode. Durch das schonende Dämpfungsverfahren erhalten die Wurzeln ihr rötliches Aussehen, weil der in ihnen enthaltene Zucker durch die Wärme karamellisiert. Was der natürlichen Konservierung dient, hat noch einen weiteren wichtigen Pluspunkt: Es erhöht die gesundheitsfördernde Wirkung.