Es ist mit 1,8 Millionen Betroffenen in Deutschland die häufigste Herzrhythmusstörung und erhöht unbehandelt das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden: das Vorhofflimmern. Das große Problem ist, dass diese Erkrankung sehr oft keine Beschwerden verursacht und es gleichzeitig so wichtig ist, dass sie therapiert wird. Prof. Dr. Daniel Dürschmied von der Klinik für Kardiologie und Angiologie I des Universitäts-Herzzentrums Freiburg-Bad Krozingen erklärt, worauf man achten sollte und wie Vorhofflimmern behandelt wird.
Vorhofflimmern erkennen
Herzrasen und -stolpern, nachlassende Leistungsfähigkeit, Atemnot, Schwindel, Engegefühl in der Brust, innere Unruhe bis hin zu Angst – das sind typische Symptome. „Doch viele Betroffene bemerken nichts. Deshalb rate ich vor allem älteren Menschen, regelmäßig ihren Puls zu messen. Das erledigen ja heute viele Blutdruckmessgeräte ganz automatisch. Bei Auffälligkeiten sollte man dann zum Arzt gehen“, rät Prof. Dürschmied. Besondere Obacht sollten Diabetiker, Bluthochdruck-Patienten, ältere Menschen und solche mit Herzschwäche walten lassen. Denn sie sind eher gefährdet, Vorhofflimmern zu bekommen.
Die richtige Therapie
Mithilfe eines EKGs kann der Arzt feststellen, ob ein Vorhofflimmern vorliegt. Durch die Erhebung verschiedener klinischer Parameter kann das Schlaganfall-Risiko für jeden Patienten ermittelt werden. Ist es erhöht, gilt es zu handeln. Denn jedes Jahr gehen in Deutschland 30.000 Schlaganfälle auf das Konto dieser Erkrankung. „Durch das Vorhofflimmern können sich Blutgerinnsel im Herzen bilden, die dann bis in ein Gefäß des Gehirns vordringen und dort einen Infarkt auslösen können“, erklärt Prof. Dürschmied. Um das so weit wie möglich zu verhindern, bekommen die Patienten, oftmals neben Maßnahmen zur Normalisierung des Herzrhythmus, einen Gerinnungshemmer verordnet. Den meisten Patienten geläufig sind Vitamin-K-Antagonisten (VKA, zum Beispiel Wirkstoff Phenprocumon), die aber inzwischen weitestgehend von den neuen Gerinnungshemmern (nicht-Vitamin-K-abhängige orale Antikoagulantien, NOAK) abgelöst wurden. NOAK haben den Vorteil weniger Hirnblutungen als VKA auszulösen. Denn wer Gerinnungshemmer einnimmt, schützt sich zwar vor Blutgerinnseln, hat aber auch eine größere Blutungsneigung. Daher ist es wichtig, dass der Arzt vor Verordnung einer gerinnungshemmenden Therapie eine Nutzen-Risiko-Abwägung für jeden einzelnen Patienten vornimmt.
NOAK sind heute das Mittel der Wahl
Die aktuellen Therapieleitlinien der europäischen kardiologischen Gesellschaft empfehlen für Patienten mit nicht herzklappenbedingtem Vorhofflimmern und Indikation für eine orale Gerinnungshemmung NOAK aufgrund ihres positiven Nutzen-Risiko-Profils gegenüber VKA. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, dass die Grunderkrankung Vorhofflimmern als auch Begleiterkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes oder Bluthochdruck, behandelt werden. „Letztlich wollen wir vier Ziele mit den verschiedenen Therapieansätzen erreichen: Das Schlaganfall-Risiko senken, die Beschwerden lindern oder beseitigen, die Herzleistung verbessern und die Lebenserwartung erhöhen“, fasst Prof. Dürschmied zusammen.
Was jeder selbst tun kann
Mit einem gesunden Lebensstil trägt der Patient natürlich entscheidend dazu bei, seine gesundheitliche Situation zu verbessern. Stichworte sind hier: Ausgewogene Ernährung, Abbau von Übergewicht, regelmäßige Bewegung, Rauchstopp. Entscheidend ist auch die Therapietreue. Denn Vorhofflimmern ist in den allermeisten Fällen eine chronische Erkrankung. Deshalb müssen die vom Arzt verordneten Medikamente konsequent eingenommen werden – auch dann, wenn man von seinem Vorhofflimmern nichts merkt. Informative Broschüren zum Umgang mit Vorhofflimmern und Schlaganfall können kostenlos angefordert werden unter:
- info@rote-karte-dem-schlaganfall.de oder
- Rote Karte dem Schlaganfall/Bayer
Postfach 10 03 61
47703 Krefeld