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Zöliakie bei Kindern: Diagnose auch ohne Magenspiegelung möglich

categories Allgemein, Apotheke, Darm, Ernährung, Ernährung/Nahrungsergänzung, Glutenunverträglichkeit, Magen-Darm, Rund ums Kind   31. Juli 2017    

Bei Kindern kann eine Glutenunverträglichkeit auch ohne eine Magenspiegelung diagnostiziert werden. Das hat eine große internationale Studie bestätigt, die das Dr. von Haunersche Kinderspital am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) initiiert hat. In über 50 Prozent der Fälle konnte die Diagnose ohne den belastenden Eingriff zuverlässig gestellt werden.

Etwa 1 von 100 Kindern und Jugendlichen in Europa leidet an einer Glutenunverträglichkeit, auch Zöliakie genannt. Häufig beginnt die Erkrankung im Kleinkindalter. Bei Betroffenen löst das Klebereiweiß Gluten eine abnorme Reaktion des Immunsystems aus. Bereits kleinste Mengen können die Dünndarmschleimhaut schädigen und Entzündungen hervorrufen. Das führt dazu, dass der Körper nicht mehr genügend Nährstoffe aufnehmen kann. Betroffene müssen sich ihr Leben lang glutenfrei ernähren. Gluten ist natürlicherweise in verschiedenen Getreidearten wie Weizen, Roggen und Gerste enthalten.

Zur Diagnosestellung wird eine Blutuntersuchung auf Auto-Antikörper gegen das Enzym Gewebs-Transglutaminase (tTGA-IgA) durchgeführt. Das sind Eiweißstoffe, die Immunzellen gegen körpereigenes Gewebe im Darm bilden. Wenn die Werte erhöht sind, handelt es sich wahrscheinlich um Zöliakie. Bislang musste eine Magenspiegelung gemacht werden, um den Verdacht zu bestätigen. Dabei werden kleine Gewebeproben aus dem oberen Dünndarm entnommen, um die Darmschädigung nachzuweisen. Bei Kindern ist für den Eingriff eine Narkose notwendig.

Im Jahr 2012 hat die Europäische Gesellschaft für Kindergastroenterologie bestimmte Kriterien für eine Zöliakie-Diagnose ohne Magenspiegelung vorgeschlagen. Dazu gehören sehr hohe tTGA-IgA-Werte im Blut (über dem Zehnfachen des Normwerts), für Zöliakie typische Beschwerden (z.B. chronische Durchfälle, Gewichtsverlust), der Nachweis weiterer Auto-Antikörper (EMA-IgA) und bestimmte genetische Risikomarker. In der aktuellen Studie sollte geprüft werden, ob diese Empfehlung wissenschaftlich untermauert werden kann. Dazu nahmen 33 Kliniken aus 21 Ländern Daten von mehr als 700 Kindern und Jugendlichen auf, bei denen der Test auf Zöliakie-Antikörper positiv war. Es zeigte sich, dass ein sehr hoher tTGA-Iga-Wert kombiniert mit dem Nachweis von EMA-IgA in einer zweiten Blutprobe bei Kindern mit Symptomen eine sichere Diagnose ermöglicht. Auf die Bestimmung des genetischen Risikomarkers kann verzichtet werden, schreiben die Mediziner im Fachblatt „Gastroenterology“. Wenn der tTGA-IgA-Wert unterhalb des Zehnfachen des Grenzwerts liegt, wird weiterhin eine Gewebeentnahme empfohlen.

„Die Ergebnisse schaffen endlich Klarheit und bestätigen das von der europäischen Fachgesellschaft vorgeschlagene Vorgehen“, resümiert Prof. Dr. Sibylle Koletzko vom Dr. von Haunerschen Kinderspital. „Das erspart vielen Kindern die belastende Magenspiegelung mit Narkose“. Sie rät Eltern, für die Diagnosestellung einen Kinder-Gastroenterologen oder einen Kinderarzt mit zusätzlichem Fachwissen für Glutenunverträglichkeit aufzusuchen. In weiteren Studien soll geklärt werden, ob und bei welchen Kriterien auch ohne offensichtliche Symptome auf eine Magenspiegelung verzichtet werden kann.

Heike Kreutz, www.bzfe.de

Weitere Informationen:
www.klinikum.uni-muenchen.de

http://dx.doi.org/10.1053/j.gastro.2017.06.002

https://www.bzfe.de/inhalt/zoeliakie-29172.html
www.ble-medienservice.de

Quelle: AID-Infodienst

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