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Gesichtsschmerz erster Hinweis auf Depression? − Studie untersucht den Zusammenhang −

categories Mund-Kiefer-Gesicht   21. Juni 2015    

Wenn wir zu häufig im wahrsten Sinne des Wortes „die Zähne zusammenbeißen“ und emotional „auf dem Zahnfleisch gehen“, kann das gravierende und häufig schmerzhafte Auswirkungen auf unseren Biss und die gesamte Körpergesundheit haben. In einer umfangreichen Studie wurde untersucht, inwieweit Depressionen und Angststörungen Risikofaktoren für die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) sind – ein Sammelbegriff für die Fehlregulation der Kiefermuskulatur und -gelenke. Die aufschlussreichen Studienergebnisse wurden jetzt im Rahmen des 65. Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) vom 10. – 13. Juni 2015 in Stuttgart vorgestellt.

Geschätzte 8 % der Bevölkerung leiden an CMD. Die vielschichtigen Symptome erschweren oftmals eine eindeutige Diagnose. Häufig schmerzen die Kiefermuskulatur oder die Kiefergelenke beim Kauen. Die Schmerzen können in die Zähne, den Mund, das Gesicht, den Kopf-, Nacken-, Schulter- und Rückenbereich ausstrahlen. Für das Schmerzsyndrom existieren verschiedene Therapieansätze bis hin zu mkg-chirurgischen Eingriffen. Da sich die CMD häufig nachts zeigen, sind sie ein wichtiger Faktor für die Schlafmedizin. Das stellte auch die Forschungsgruppe¹ der Universität Greifswald fest: In ihrem interdisziplinären Schlaflabor der Klinik für MKG-Chirurgie/Plastische Operationen werden zunehmend Varianten der CMD beobachtet.

Psyche lässt das Gesicht schmerzen
Psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen nehmen in unserer Bevölkerung immer mehr zu und haben Einfluss auf das menschliche Schlafverhalten. Die Greifswalder MKG-Chirurgen gingen in der Studie von der Vermutung aus, dass psychische Erkrankungen eine hohe Bedeutung für die Entstehung einer CMD haben. Dieser Zusammenhang ist in der Vergangenheit auch bereits in anderen wissenschaftlichen Arbeiten beschrieben worden, über die wirkliche Ursache der CMD wird jedoch weiterhin aktiv diskutiert. Ein Grund dafür liegt sicherlich in den bisherigen methodischen Unsicherheiten. Bei der aktuellen Untersuchung des Greifswalder MKG-Chirurgenteams handelt es sich erstmals um eine bevölkerungsrepräsentative
Längsschnittstudie über 5 Jahre. Dabei wurden sowohl die Depression und die Angststörung (Composite International Screener) als auch die CMD (durch eine klinische Untersuchung mit Palpation2) entsprechend definiert. Nach Ausschluss der Studienteilnehmer, die bereits zu Beginn Kiefergelenkschmerzen aufwiesen, verblieben 3006 Studienteilnehmern mit einem mittleren Alter von 49 Jahren.

Von diesen wiesen 122 Teilnehmer Zeichen von Gelenkschmerzen auf. Personen mit Symptomen einer Depression hatten ein erhöhtes Risiko für Kiefergelenkschmerzen auf Palpation (Rate ratio: 2.1; 95% CI: 1.5 – 3.0; P <.001). Angststörungen waren mit Gelenk und Muskelschmerz
verbunden. Daher rät die DGMKG: Depressionen und Angststörungen sollten als Risikofaktoren für eine CMD bedacht und gegebenenfalls angemessen bei der Therapie berücksichtigt werden.

¹ Dr. Dr. Stefan Kindler, Prof. Dr. Dr. Hans Robert Metelmann, Dr. Matthias Schuster, Prof. Dr. Hans Grabe, Dr. Christian Schwahn, Universität Greifswald

Weitere Informationen zur modernen MKG-Chirurgie: www.patienteninfo-mkg.de

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